Skip to main content
Andreas Engelhardt

Schwarzbuch Baumwolle. Was wir wirklich auf der Haut tragen

Wien: Deuticke 2012; 221 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-552-06197-2
Die Baumwolle spielt derzeit eine zentrale Rolle in der Textilbranche, allerdings wird sie zukünftig nicht mehr zu den gewohnt günstigen Preisen zu kaufen sein. Die Ursache dieser Entwicklung ist (zumindest vorübergehend) nicht mit der Verknappung der Pflanze zu begründen, sondern vorrangig in den steigenden Kosten für Arbeitskräfte in Ländern wie China, Vietnam und Kambodscha zu suchen. Der Autor beleuchtet zunächst die aktuelle Situation des weltweiten Textilmarktes, der Bekleidung, technische und Heimtextilien sowie Teppiche umfasst. Anhand der aufgezeigten Entwicklungen diskutiert er dann die Chancen für eine nachhaltige Textilherstellung. Von einem solchen Ziel ist die heutige Bekleidungsbranche weit entfernt. Zwar werden zunehmend beispielsweise die früher unter sehr umweltschädlichen Bedingungen hergestellten Zellulosefasern nachhaltig produziert. Derzeit wird aber nur ein Prozent der Baumwolle umweltschonend angebaut und verarbeitet, was „weit mehr als der Verzicht auf chemische Pestizide und Mineraldünger [bedeutet]. Es geht vielmehr darum, ein sich selbst regulierendes Agrar-Öko-System zu schaffen“ (174 f.), das die Fruchtbarkeit des Bodens verbessern hilft. Der bewusste Kauf von Biobaumwolle ist für Engelhardt ein richtiger erster Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, allerdings werde der Markt die wachsende Nachfrage nicht befriedigen können. Für das Jahr 2030 prognostiziert der Autor einen weltweiten Textilbedarf von etwa 146 Millionen Tonnen (derzeit 80 Millionen Tonnen), sodass der individuelle Bedarf bei jährlich 18 Kilogramm (heute ca. 12 Kilogramm) Textilien liegen wird. Den Verbrauchern komme in Anbetracht dieser Prognose eine große Bedeutung zu, denn sie könnten durch ihr Kaufverhalten dazu beitragen, die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Allerdings werden die Möglichkeiten einer nachhaltigen Textilproduktion ihren Preis haben, denn Umwelt- und Sozialstandards sowie Kontrollen und Schulungen kosten Geld, das die Verbraucher bezahlen müssen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Andreas Engelhardt: Schwarzbuch Baumwolle. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35531-schwarzbuch-baumwolle_42860, veröffentlicht am 20.12.2012. Buch-Nr.: 42860 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken