Die Fragen, der sich die politische Philosophie im 20. Jahrhundert zu stellen hatte, so Jürgen Goldstein, wurden ihren Vertretern zu einem großen Teil von der Zeitgeschichte auferlegt – also von einer mit sich selbst unversöhnten Moderne. Die Antworten aber, die sie gab, sind auch immer von der persönlichen Erfahrung ihrer Vertreter durchtränkt. Daher unternimmt Goldstein den Versuch, „das Profil der politischen Philosophie des vergangenen Jahrhunderts anhand einiger exemplarischer und zugleich individueller Entwürfe hervortreten zu lassen“ (8), um so das Spektrum der Antworten der politischen Philosophie auf die zeitgenössischen Herausforderungen abzustecken. Dabei wird zumeist rekonstruktiv verfahren; eine Kritik der einzelnen Ansätze steht nicht im Vordergrund und unterbleibt auch bis auf wenige Ausnahmen. Das Ergebnis dieses Unternehmens sind sechs relativ knappe und eigenständige Denkbiografien, die nah an den Primärtexten einen zumeist pointierten Einblick in das Werk der jeweiligen politischen Philosophen vermitteln. Die Texte zu John Rawls, Alasdair MacIntyre und Charles Taylor sind dabei schon an anderer Stelle publiziert worden. Hervorzuheben sind die Darstellung von Taylors Versuch einer neoromantischen Wiedergewinnung einer Ordnung des Guten, der sich an Hegels Versuch einer Versöhnung von Aufklärung und Romantik orientiert, sowie die Charakterisierung Hannah Arendts als Erzählerin einer Anthropodizee, die so den nationalsozialistischen Traditionsbruch zu bewältigen sucht. Obwohl der Band nicht als umfassende Einführung in die politische Philosophie des 20. Jahrhunderts gedacht ist, vermisst man doch eine Begründung der Auswahl der sechs dargstellten Positionen als exemplarische sowie einen systematischen Rahmen, der die einzelnen Kapitel stärker verzahnt.