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Alexander Dill

Gemeinsam sind wir reich. Wie Gemeinschaften ohne Geld Werte schaffen

München: oekom verlag 2012; 204 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-86581-288-9
Der Soziologe Dill präsentiert den Facettenreichtum des Sozialkapitals und bezeichnet damit den Wert aller nicht materiellen Güter und Leistungen. Er beschreibt eine Vielzahl von Abweichungen vom marktwirtschaftlichen Konsens, etwa den Rückzug der Isländer in Fischfang, Literatur, Naturschutz und Musik, oder die Stärke ethnischer Communities in New York, die sich gegenseitig helfen. Dill macht deutlich, dass es kein Patentrezept für das Erschaffen des „richtigen“ Sozialkapitals gibt. Das Glück von Gemeinschaften lasse sich mit bisherigen Methoden zudem schwer messen. Als eine Möglichkeit, Sozialkapital zu erfassen, beschreibt er Befragungen zu Vertrauen und sozialem Klima, die er selbst im Internet durchführt. Dill driftet nicht in soziale Schwärmerei ab, sondern orientiert sich zumeist an ökonomischen Kategorien, um Vorteile und Möglichkeiten bei der Erschließung von Sozialkapital zu verdeutlichen. Leider begibt er sich auch auf ein Terrain, das er nicht sonderlich gut kennt; so bezeichnet er mit Bezug auf den demografischen Wandel in Deutschland das globale Finanzsystem als „Schnellballsystem“ (129); das Weltwährungssystem sorge für einen „dauerhaft isolierten Welthandel“ (126), in dem nicht ein Handelsgewinn, sondern die Währungsarbitrage den größten Gewinn verspreche. Wenig überzeugend ist auch das Kapitel, in dem er über das Potenzial der Millionen Kirchenmitglieder schwadroniert, von denen er nicht glauben kann, dass sie das Handeln der christlichen Gemeinden als sinnhaft oder spirituell beglückend empfinden. Auch vom social web hält er wenig. Dort würde erst Sozialkapital entstehen, wenn aus ein paar Klicks echte soziale Aktionen entstünden. Der arabische Frühling aber habe gezeigt, dass sich letztlich nicht wirklich etwas verändere. Facebook oder Twitter seien wenig mehr als eine „gigantische Leserbriefseite“ (151). Dass ausgerechnet ein Autor, der für Sozialkapital wirbt, oft in einen spöttischen Duktus zurückfällt, befördert nicht gerade seine Argumentationskraft. Das ist schade, weil Dill auf viele wichtige Aspekte bei der Schöpfung sozialen Kapitals hinweist, zum Beispiel, dass das freundliche Auftreten nach außen für das Sozialkapital einer Gemeinschaft wichtiger ist als der innere Zusammenhalt.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.331 | 2.23 | 2.5 | 2.61 | 2.64 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Alexander Dill: Gemeinsam sind wir reich. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34937-gemeinsam-sind-wir-reich_42012, veröffentlicht am 19.04.2012. Buch-Nr.: 42012 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken