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Rainer Pöppinghege / Dietmar Klenke (Hrsg.)

Hochschulreformen früher und heute – zwischen Autonomie und gesellschaftlichem Gestaltungsanspruch

Köln: SH-Verlag 2011 (Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen 18); 271 S.; geb., 39,80 €; ISBN 978-3-89498-269-0
Der durch eine Tagung zur Geschichte der Hochschulreformen im März 2009 in Paderborn angeregte Sammelband vereint Aufsätze zu entscheidenden Schritten der Hochschulentwicklung seit 1800. Die beiden Herausgeber machen dabei bereits in der Einführung keinen Hehl aus ihrer eigenen Positionierung und setzen einen aufgeladenen, stark polemisierenden Kontrapunkt zur herrschenden neoliberalen Ausrichtung der Hochschulpolitik und deren Vergötterung von neuen Steuerungsinstrumenten. „Die Kritik zielt vor allem auf die massive Beeinträchtigung der Wissenschaftsfreiheit und der studentischen Mobilität durch einen politikbürokratischen Reglementierungsdrang, der die Öffentlichkeit lange Zeit darüber hinweggetäuscht hat, dass es dabei um massive Machtansprüche außeruniversitärer Interessenten in Politik und Wirtschaft geht, aber auch um Aufstiegs- und Profilierungsinteressen eines neuartigen wissenschaftsbürokratischen Managements, das sich teilweise aus den Hochschulen selber rekrutiert.“ (11) Bezugspunkt dieser Einschätzung ist eine eigene, stark elitistische Position, die einerseits dem Deutschen Hochschulverband nahesteht und andererseits in der Herkunft der Schreibenden aus den Korporationsverbänden sowie der Stiftung Deutsche Studentengeschichte gründet. Die weiteren Beiträge des Bandes sind deutlich sachlicher, wissenschaftlich fundiert und geben keinen zeitlich durchgängigen, aber jeweils anregenden Blick auf einzelne Hochschulreformen der vergangenen zweihundert Jahre. Interessant werden die Ausführungen immer dann, wenn sich historische Fragestellungen mit heutigen Problemlagen kreuzen, so in den Ausführungen zur Hochschulreform in den 60er-Jahren, die sich bereits mit der Frage der Steigerung der Bildungsbeteiligung kontra einem Qualitätsverlust in der Lehre auseinandersetzte. Ebenfalls empfehlenswert ist der Aufsatz von Dietmar Klenke zur universitären Mitbestimmung, der das Spannungsfeld zwischen egalitären, bildungsaristokratischen und expertokratischen Formen von Repräsentation beschreibt und die Notwendigkeit letzterer zum Erhalt der Deutungsmacht von Universitätsprofessoren als unhintergehbar ansieht.
Thorsten Schumacher (THS)
M. A. (Politikwissenschaft, Philosophie, Öffentliches Recht), Referent im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
Rubrizierung: 2.343 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Thorsten Schumacher, Rezension zu: Rainer Pöppinghege / Dietmar Klenke (Hrsg.): Hochschulreformen früher und heute – zwischen Autonomie und gesellschaftlichem Gestaltungsanspruch Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34744-hochschulreformen-frueher-und-heute--zwischen-autonomie-und-gesellschaftlichem-gestaltungsanspruch_41763, veröffentlicht am 01.03.2012. Buch-Nr.: 41763 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken