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John Bellamy Foster / Brett Clark / Richard York

Der ökologische Bruch. Der Krieg des Kapitals gegen den Planeten. Aus dem US-amerikanischen Englisch von Klaus E. Lehmann

Hamburg: LAIKA Verlag 2011 (LAIKAtheorie); 494 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-942281-97-3
„Es ist unmöglich, das Umweltproblem zu übertreiben, dem sich die Menschheit im 21. Jahrhundert ausgesetzt sieht“ (146), sind die US-amerikanischen Soziologen Foster, Clark und York überzeugt. Sie begründen diese Diagnose in Anbindung an Marx damit, dass im gegenwärtigen „Anthropozän“ – der Epoche, „in der der Mensch zur Haupttriebkraft schneller Veränderungen im System Erde geworden ist“ (15) – ein metabolischer Bruch stattgefunden habe: Natürliche Kreisläufe wie beispielsweise der Bodennährstoffkreislauf sind unterbrochen, der Mensch verbraucht, kurz gesagt, mehr als nachwachsen oder sich regenerieren kann. Dem kapitalistischen System sprechen sie – mit Hinweis auf den Klimawandel – jede grundlegende Reformfähigkeit ab. Die These, „dass unbegrenztes Wachstum unter dem Kapitalismus so gesteuert werden kann und sollte, dass ein System nachhaltiger kapitalistischer Entwicklung entsteht“, sei ahistorisch. „Das Einzige, was uns retten kann, ist eine Revolution in der Struktur der menschlichen Gesellschaft selbst.“ (41) Zukunftsweisende Pfade sehen sie zum Beispiel in Venezuela, Präsident Hugo Chávez habe einen neuen Sozialismus für das 21. Jahrhundert vorgeschlagen. Dieser bestehe aus gesellschaftlichem Eigentum, gesellschaftlicher, von den Arbeitenden organisierter Produktion und der Befriedigung gemeinschaftlicher Bedürfnisse. Positiv hervorgehoben wird auch die Politik von Evo Morales in Bolivien, in den Massen der Dritten Welt (mit diesem Begriff arbeiten die Autoren noch) wird außerdem die treibende Kraft für eine Revolution vermutet, mit der menschliches Leben und Wirtschaften in Einklang mit der Natur gebracht wird. Da das Buch überwiegend aus „vorher veröffentlichten Stücken, die während des letzten Jahrzehnts geschrieben wurden“ (10), besteht, ist es nicht nur ermüdend redundant, zumal viele alarmistisch vorgetragenen Effekte des Klimawandels weithin bekannt sind. Zu vermissen ist wenigstens eine Erwähnung der Umweltschädigungen durch die sozialistischen Länder vor 1989, die sich unter Berufung auf Marx rechtfertigten – ebenso wie durch das China der Gegenwart. Bedauerlich ist auch, dass mit dem marxistischen Denken alter Schule die Demokratie nach wie vor ausgeblendet wird, die Prämissen einer neuen Vereinbarkeit von Ökologie und Wirtschaft verhandeln die Autoren ohne sie. Für alle, die keine Anhänger von Chávez sind, dürfte das unzureichend sein.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 5.42 | 5.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: John Bellamy Foster / Brett Clark / Richard York: Der ökologische Bruch. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34502-der-oekologische-bruch_41437, veröffentlicht am 23.02.2012. Buch-Nr.: 41437 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken