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Michael Müller / Johano Strasser

Transformation 3.0. Raus aus der Wachstumsfalle

Berlin: vorwärts buch GmbH 2011; 130 S.; brosch., 10,- €; ISBN 978-3-86602-534-9
Die Einführung der kapitalistischen Produktion und die Herausbildung des Wohlfahrtsstaates sind zwei große Zäsuren in der Menschheitsgeschichte, so die Autoren, auf die nun eine „Transformation 3.0“ folgt. Mit dieser muss auf das Dilemma einer endlichen Ressourcenwelt und des aus liberaler Sicht notwendigen unendlichen Wirtschaftswachstums eine Lösung gefunden werden. Die Menschheit weiß bereits seit einigen Dekaden, dass die liberale Vorstellung eines permanenten Wachstums mit einer auf Nachhaltigkeit angelegten Lebensweise kollidiert. Allerdings folgte aus dem Wissen bisher noch kein Handeln. Für die Zukunft geben Müller und Strasser zwei mögliche Szenarien vor: Die Menschheit schafft es nicht, auf die Herausforderung in angemessener Weise zu reagieren, es kommt zu Verteilungskonflikten, Ressourcenkriegen, Armuts- und Hungerwanderungen und zu einer zunehmenden Einschränkung von Freiheitsrechten. Diese Möglichkeit ist für die Autoren denkbar, aber nicht wünschenswert. Sie plädieren daher für einen Weg, der Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Innovationskraft, soziale Gerechtigkeit und demokratische Legitimität verbindet. Diese abstrakten linken Vorstellungen werden von beiden Autoren mit konkreteren Vorschlägen angereichert, beispielsweise für den Bereich der Arbeit, die zukünftig vor allem leitende und beratende Tätigkeiten, personalintensive Dienstleistungen sowie im weitesten Sinne künstlerische Arbeiten (Planen, Entwerfen, Erfinden) umfasst. Die Autoren schlagen vor, dass sich Gewerkschaften neben der allgemeinen Lohnerhöhung verstärkt für die Aufhebung der steuer- und finanzpolitischen Privilegierung des maschinellen Sektors, eine Verkürzung der Arbeitszeit, die Humanisierung der Arbeitsbedingungen und eine zunehmende Partizipation in Betrieben und Unternehmen einsetzen. Mit diesen Forderungen verbindet sich die Annahme, dass die verbleibende Arbeit stärker als bisher sinnstiftend wird, Möglichkeiten der Selbstentfaltung und Partizipation bietet und ökologisch nachhaltig ist. Der von Müller und Strasser vorgeschlagene Weg ist nicht identisch mit all jenen, die in dem stetig wachsenden Dienstleistungssektor eine nachhaltige Zukunft sehen. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass die Autoren in der Privatisierung der öffentlichen Einrichtungen und der Reduktion des Wohlfahrtsstaats keine Zukunft sehen. Darüber hinaus rechnen sie damit, „dass immer mehr Menschen schließlich doch begreifen, dass es für sie besser und befriedigender ist, wenn sie in verlängerter arbeitsfreier Zeit nach ihren eigenen Vorstellungen aktiv werden, als immer länger und intensiver in abhängiger Stellung Erwerbsarbeit zu leisten, um sich vom Arbeitsentgelt immer mehr Dienstleistungen kaufen zu können“ (102).
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.34 | 2.331 | 2.3 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Michael Müller / Johano Strasser: Transformation 3.0. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34455-transformation-30_41379, veröffentlicht am 08.12.2011. Buch-Nr.: 41379 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken