Die politische Soziologie ist eine Subdisziplin hybrider Natur zwischen Politikwissenschaft und Soziologie, die die rekursiven Beziehungen zwischen staatlicher und gesellschaftlicher Sphäre analysiert. Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes nehmen durch Aufgreifen der Hauptentwicklungslinien der thematisch vielfältigen Disziplin eine Bestandsaufnahme vor. Sie konstatieren einen Bedeutungsverlust, der sich beispielsweise in der Etablierung spezialisierterer Subdisziplinen zeigt. Die Herausforderungen der politischen Soziologie liegen in der Anpassung ihrer Konzepte angesichts der sich im Wandel befindenden Rollen von Staat und Gesellschaft. Zum einen dringt die politische Sphäre immer mehr in den gesellschaftlichen Bereich ein (Ausbau des Wohlfahrtsstaates), was die analytische Unterscheidung zwischen Staat und Gesellschaft zunehmend erschwert. Auf der anderen Seite haben Prozesse wie die Globalisierung und die Herausbildung multinationaler Konzerne und NGOs die Vormachtstellung von Staaten herausgefordert. Vor diesem Hintergrund werden in den einzelnen Beiträgen die intermediären Akteure wie Parteien, Interessenverbände und soziale Bewegungen, aber auch Eliten sowie die politische Kultur analysiert. Die Zielsetzung der Beiträge ist dabei auf einen aktualisierten Überblick gerichtet, der auch Vorschläge zur Verbesserung und Weiterentwicklung umfasst. Ein Ruf nach einem Paradigmenwechsel oder einer „neuen politischen Soziologie“ ist aus Sicht der Autorinnen und Autoren dabei unbegründet und wenig zielführend, da sich der Untersuchungsgegenstand nicht fundamental verändert hat und die bestehenden Fragestellungen weiterhin relevant sind. Die zukünftige Forschung sollte eher auf eine zunehmende Integration von qualitativen und quantitativen Methoden setzen sowie stärker vergleichend und longitudinal ausgerichtet sein. Besonders die Wechselwirkungen zwischen Mikro‑, Meso‑ und Makroebene sollten mit adäquaten Multi‑Level‑Forschungsdesigns stärker als bisher berücksichtigt werden.