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Harald Heinrichs / Katina Kuhn / Jens Newig (Hrsg.)

Nachhaltige Gesellschaft. Welche Rolle für Partizipation und Kooperation?

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 222 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17840-0
Alle Beiträge seien durch die Leitfrage verbunden, so die Herausgeber, „welche Bedeutung Partizipation und Kooperation für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung haben (können)“ (11). Diese Frage stellen sie aber sogleich auf einen grundsätzlichen Prüfstand und untersuchen, ob es auf theoretischer Basis überhaupt einen Anlass für die Annahme gibt, dass beide Faktoren tatsächlich zur Erreichung von Zielen der Nachhaltigkeit förderlich sind – angesichts der Feststellung, dass „in vielen Regionen der Welt“ partizipative und kooperative Strukturen als Voraussetzung gesellschaftlicher (Selbst-)Verständigungsprozesse „nur rudimentär oder überhaupt nicht gegeben sind“ (22), handelt es sich dabei um einen nahe liegenden Zweifel, der gleichwohl erfrischend dezidiert benannt wird. In etablierten Theorien der Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie entdecken Heinrichs, Kuhn und Newig denn auch wenig Anlass für einen „Partizipationsoptimismus“ (40). Erst unter Hinzuziehung anderer Erkenntnisse etwa aus der Evolutionsbiologie, praxistheoretischen Analysen und der Theorie des kommunikativen Handelns kommen sie zu der Einschätzung, dass Empathie in kooperativen Handlungssituationen erwartet werden kann. Die Gruppe der Nutzer sollte aber überschaubar sein, damit die deliberative Interaktion möglichst an „die von Habermas skizzierte (und praktisch nicht erreichbare) ‚ideale Sprechsituation’ heranreicht“ (41). Es leuchtet ein, dass Heiko Grunenberg dann die Bedeutung empirischer Forschungsmethoden in diesem Themenfeld hervorhebt. Entsprechend ist der Band weiter ausgestaltet. Betrachtet werden nun erst spezifische Erfahrungen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Medien, dann in einem weiteren Abschnitt konkrete Praxisfelder (unter anderem: Abfallwirtschaft als Triebfeder für Kooperation, Konflikte bei Klimawandel im Tourismussektor). In der Gesamtschau stellen die Herausgeber fest, dass Partizipation und Kooperation im Kontext nachhaltiger Entwicklung zwar über die Politik hinaus an Bedeutung gewonnen haben. Aber der „oft behauptete Zusammenhang zwischen mehr Partizipation und effektiver Nachhaltigkeit ist [...] ambivalent zu sehen“ (219). Eröffnet werden mit dem Band insgesamt weitere Forschungsperspektiven auf die Potenziale, die Partizipation und Kooperation „zur Weiterentwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft bieten“ (220).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.34 | 2.331 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Harald Heinrichs / Katina Kuhn / Jens Newig (Hrsg.): Nachhaltige Gesellschaft. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34014-nachhaltige-gesellschaft_40769, veröffentlicht am 17.11.2011. Buch-Nr.: 40769 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken