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Ingrid Böhler / Eva Pfanzelter / Rolf Steininger (Hrsg.)

Stationen im 20. Jahrhundert

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2011 (Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 27); 256 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-7065-5008-6
Der weit gefasste Titel findet auch in der thematischen Bandbreite der 13 Beiträge seine Entsprechung; sie gehen auf eine Vortragsreihe zurück, mit der das Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck 2009 sein 25-jähriges Bestehen feierte. Zwar spiegeln die Aufsätze die grundsätzlichen, internationalen Forschungsschwerpunkte des Instituts wider, weisen ansonsten aber untereinander keine thematische oder theoretische Verknüpfung auf. So folgen auf einen biografiegeschichtlichen Aufsatz zu „Paulus und das Trauma von Stalingrad“ von Torsten Dietrich die Ausführungen Michael Gehlers, der das vielschichtige, wechselseitige Verhältnis von Europa und Globalisierung untersucht. Die Artikel bieten eine knapp gehaltene, solide Einführung in die jeweiligen, größtenteils sehr stark beforschten Themenkomplexe wie etwa die nationalsozialistische Judenpolitik (Beitrag von Wolfgang Benz) oder die weltpolitische Zäsur, die durch den Marshallplan 1947 gesetzt wurde. Hierfür hinterfragt Hans-Jürgen Schröder die US-amerikanische Propagandakampagne und analysiert die mehr oder weniger offenen politischen und finanziellen Motive hinter dem Hilfsprogramm. Das häufig vergessene Thema der geopolitischen Funktion Österreichs im Kalten Krieg stellt Oliver Rathkolb vor. Den österreichischen Weg in die Neutralität 1955 analysiert er im Lichte auch neuerer Quellenfunde als fragilen Aushandlungsprozess sowjetischer Ansprüche, österreichischem Bemühen um die West-Integration und US-amerikanischen Interessen. Besonders interessant sind auch die allgemeinen Reflektionen zur Rolle der Kleinstaaten im Kalten Krieg. Der Mehrwert des Bandes insgesamt wird allerdings durch die mangelnde übergeordnete Fragestellung geschmälert, fehlt den Beiträgen so doch ein gemeinsamer Fluchtpunkt bzw. das Vergleichsmoment. Dass die „Stationen im 20. Jahrhundert“ in ihrer Auswahl mitunter austauschbar erscheinen, verhindert eine Lektüre als Handbuch der wesentlichen Schlaglichter der jüngsten Zeitgeschichte.
Britta Voß (BVO)
M. A., Historikerin, wiss. Mitarbeiterin, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rubrizierung: 1.3 | 4.1 | 2.5 | 2.62 | 2.61 | 2.31 | 2.63 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Britta Voß, Rezension zu: Ingrid Böhler / Eva Pfanzelter / Rolf Steininger (Hrsg.): Stationen im 20. Jahrhundert Innsbruck/Wien/Bozen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33938-stationen-im-20-jahrhundert_40675, veröffentlicht am 28.07.2011. Buch-Nr.: 40675 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken