Wie sich die internationale Architektur der Entwicklungszusammenarbeit durch Chinas Auftreten als bedeutender wirtschaftlicher Akteur und gewichtiger Geber von Entwicklungshilfe verändert hat, ist in Bettina Gransows Aufsatz nachzulesen. Darin bietet sie einen Überblick und eine Einschätzung der deutsch-chinesischen Entwicklungsarbeit und lotet künftige Möglichkeiten der Kooperation in diesem Bereich aus. Chinas neue Doppelrolle als Empfänger und Geber von Entwicklungshilfe stelle insbesondere für die bilateralen Geber eine Herausforderung dar. Als neuer Anbieter von Entwicklungsleistungen werde China künftig auch eine Doppelrolle als Partner und Konkurrent der traditionellen Geber übernehmen, schreibt die Sinologin. In weiteren Aufsätzen des Sammelbandes, der an der FU Berlin entstanden ist, werden ganz unterschiedliche Aspekte der deutsch-chinesischen Beziehungen behandelt. So beschäftigt sich der Shanghaier Rechtswissenschaftler Gao Xujun mit der Rechtssoziologie, die auch in China an Bedeutung gewinnt. Er zeigt die Geschichte dieses in China noch recht jungen Forschungsgebiets und resümiert, dass sich die chinesische Rechtssoziologie aus den Theorien westlicher, insbesondere deutscher Rechtssoziologen wie Weber oder Luhmann entwickelt hat. Aus sozial-anthropologischer Perspektive blickt Zhou Daming kritisch auf die Situation von chinesischen Migranten in Deutschland im Speziellen sowie die deutsche Migrationspolitik im Allgemeinen, die er gar als „diskriminierend“ (56) bezeichnet. Einblicke in die Welt der deutsch-chinesischen Theaterarbeit gewährt Miu Lan Law und Eduard Kögel widmet sich der frühen deutschen Forschung im Bereich der alten chinesischen Architektur. Im Schlussbeitrag beschäftigt sich Kimiko Suda mit sogenannten Frauen-NGOs und fragt nach deren Einfluss auf die chinesische Zivilgesellschaft.