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Georg Fülberth

"Das Kapital" kompakt

Köln: PapyRossa Verlag 2012 (Basis); 110 S.; 2. Aufl.; EUR 9,90 €; ISBN 978-3-89438-452-4
Georg Fülberths Einführung in „Das Kapital“ unterscheidet sich von anderen Einführungen dieser Art dadurch, dass der Autor nicht polemisch zu belegen versucht, dieses Werk besser verstanden zu haben als andere. Dies ist ein grundlegendes Problem in der (deutschsprachigen) Marx‑Rezeption, die sich nicht selten in intellektuelle Spiegelfechtereien verstrickt. Fülberth gibt zwar – mit vielen Originalzitaten und formelhaften Rechenbeispielen unterlegt – auch die Marx’sche Argumentation wieder, in seiner Darstellung legt er jedoch besonderes Gewicht auf den dritten Band des Kapitals. Zudem übernimmt er die Rehabilitation der reinen Arbeitswertlehre, wie sie im ersten Band des Kapitals entwickelt wurde, und fragt, in welchem Verhältnis die Analyse der kapitalistischen Produktionsweise und die Untersuchung der Möglichkeiten ihrer Aufhebung in der Marx’schen Kritik der Politischen Ökonomie zueinander stehen. Die Erkenntnisse der Neuen Marx‑Lektüre und der monetären Werttheorie werden dabei aufgenommen, aber vom Kopf auf die Füße gestellt. Fülberth versteht es, seine Leser durch eine sehr gut verständliche Sprache an das komplexe Werk von Marx heranzuführen. Dabei geht er schrittweise und anschaulich vor, indem er seine Argumentation immer wieder durch Beispiele untermauert. Zudem verweist er seine Leser auf die Bedeutung einzelner Formulierungen in den von ihm angeführten Originalzitaten. Besonders gut gelingt ihm dies im ersten Abschnitt, der sich dem Produktionsprozess des Kapitals und der Arbeitswertlehre widmet. Immer wieder verweist er auf die Alleinstellungsmerkmale der Marx’schen Theorie – gerade auch in Abgrenzung zur Neoklassik, die z. B. die Arbeitswertlehre später rundweg ablehnen sollte. Mit Blick auf die gegenwärtige Finanz‑ und Wirtschaftkrise sind auch Fülberths Ausführungen zu Marx’ Verständnis vom Geld interessant. Denn dieses bildet – nach seiner Einführung als Äquivalent zum Gold – den Ausgangspunkt der menschlichen „Schatzbildung“ (18) und in theoretischer Hinsicht den Grundstein für die Marx’sche Mehrwerttheorie. Dabei könne nicht von einem psychologischen, „in den Menschen angelegten, sondern durch die Warenzirkulation erzeugten Affekt“ (19) gesprochen werden. Diesem könne nur durch eine immer weitere Steigerung der Warenzirkulation Rechnung getragen werden. Durch seine sachliche Darstellung schafft es Fülberth – wie in seiner Vorbemerkung als Ziel formuliert –, das Interesse für eine vertiefte Auseinandersetzung mit Marx zu wecken.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Georg Fülberth: "Das Kapital" kompakt Köln: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33650-das-kapital-kompakt_40303, veröffentlicht am 21.02.2013. Buch-Nr.: 40303 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken