Political Responsibility for a Globalised World. After Levinas' Humanism
Eine Anmerkung vorweg: Das Buch bietet weder eine Einführung in die humanistische Philosophie noch in das Denken von Emmanuel Levinas. Es richtet sich an Experten im Bereich der Phänomenologie und setzt in manchen Teilen zudem die Lektüre eines vorhergehenden Buches des Autors voraus. In diesem hat sich Wolff in mehrerer Hinsicht kritisch mit Levinas auseinandergesetzt und sich vor allem von dessen Verständnis des anderen sowie die darin enthaltene Vorstellung von politischer Gerechtigkeit distanziert. Wolff unternimmt nun den Versuch, die vorgetragene Kritik zu präzisieren und zugleich einer konstruktiven Auflösung zu unterziehen. Der Untertitel des Buches gibt dabei die doppelte Grundrichtung vor: „After Levinas“ impliziert zum einen, Levinas in den Grundzügen seines philosophischen Denkens zu folgen, ihn als Ausgangspunkt für eine Weiterentwicklung phänomenologischen Denkens zu sehen. Zum anderen geht es aber auch um die Erarbeitung einer Philosophie, die zentrale Aspekte von Levinas' Denken hinter sich lässt: Verantwortung setzt zwangsläufig eine Pluralität von anderen voraus und muss diesbezüglich immer eine Koordinationsleistung zwischen einer Vielzahl von Werten und Interessen leisten. In diesem Sinne ist Verantwortung immer politisch. Die Konsequenzen eines solchen Denkens für eine humanistische Philosophie sind nicht zu unterschätzen – und die Beschäftigung mit den theoretischen wie praktischen Konsequenzen bildet den Schwerpunkt des Buches. Wolff arbeitet vier zentrale Aspekte heraus, die für eine weitere Beschäftigung mit dem Begriff der Verantwortung von Bedeutung sind. Dies umfasst die Fragen erstens nach Strategie, zweitens nach den Formen und Dimensionen von Verantwortung, drittens nach den Rahmenbedingungen und Mitteln verantwortlichen Handelns und viertens schließlich nach den Konsequenzen einer Konfrontation von Verantwortung und Gleichheit.