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Peter Hallama

Zwischen Volksfront und Blockbildung. Die Wiener Tschechen und die KSČ 1948-1952

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2009; 216 S.; 26,90 €; ISBN 978-3-7065-4710-9
Diplomarbeit. – Anfänglich sei die Stimmung unter den Wiener Tschechen einerseits von der Remigration in die Tschechoslowakei und andererseits vom Neuaufbau der kulturellen und politischen Organisationen der in Österreich verbliebenen Tschechen und Slowaken geprägt gewesen, schreibt Hallama. Die kommunistische Machtübernahme in der Tschechoslowakei im Februar 1948 sei eine „markante Zäsur“ (9) gewesen. Die darauf folgenden Jahre seien in der tschechischen Minderheit in Wien durch politische Konflikte, persönliche Diffamierungen und handgreifliche Auseinandersetzungen gekennzeichnet gewesen, die schließlich zur Herausbildung zweier sich diametral gegenüberstehender Blöcke geführt hätten. Der Autor widmet sich dem beginnenden Kalten Krieg in der tschechischen Minderheit in Wien und betrachtet vier zentrale Akteure im Beziehungsgeflecht zwischen Wien und Prag: Die Internationale Abteilung des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, das Tschechoslowakische Auslandsinstitut, die Prager Gesandtschaft in Wien sowie die Rolle der Kommunistischen Partei Österreichs. Letztere habe sich keineswegs bloß auf die Rolle einer Vermittlerin zwischen Wien und Prag beschränkt. Die Blockbildung innerhalb der tschechischen Gemeinde in Wien sei von den Repräsentanten des pro-kommunistischen Lagers „bewusst vorangetrieben“ (175) worden. Aber auch andere Foren und Exilorganisationen hätten der Ideologievermittlung und Konfliktaustragung gedient, wie etwa die Vereinigung der Tschechen und Slowaken in Österreich oder der Schulverein Komensky. Durch diese Blockbildung der Tschechen in Wien sei eine „isolationistische Tendenz“ (179) verstärkt worden, die sich sowohl innerhalb der Minderheit als auch gegenüber der österreichischen Mehrheitsbevölkerung geäußert habe. Sie sei vor allem im Zuge der Niederlassung von Flüchtlingen aus der Tschechoslowakei Ende der 60er-Jahre offenkundig geworden. Die Arbeit basiert zum Großteil auf der Auswertung unveröffentlichter Dokumente in tschechischen und österreichischen Archiven.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.22 | 2.61 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Peter Hallama: Zwischen Volksfront und Blockbildung. Innsbruck/Wien/Bozen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32529-zwischen-volksfront-und-blockbildung_38820, veröffentlicht am 28.09.2010. Buch-Nr.: 38820 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken