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Thomas Fabian Recker

Direkte Unternehmenssteuern in der Europäischen Union. Im Spannungsfeld zwischen nationaler Souveränität und Vertiefung der wirtschaftlichen Integration

Marburg: Tectum Verlag 2009; LXIII, 219 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2117-0
Wirtschaftswiss. Diss. Bremen; Gutachter: A. Sell, A. Heinemann. – In der EU seien nach wie vor erhebliche Divergenzen zwischen den nationalen Steuersystemen, Steuergesetzen und Besteuerungsprinzipien vorhanden, führt Recker aus. Zwischen den Mitgliedstaaten bzw. Standorten in der EU bestünden gravierende Steuerbelastungsunterschiede. Zudem existierten diverse Steuertatbestände, die eine unterschiedliche Behandlung von in- und ausländischen Wirtschaftsteilnehmern vornehmen – dabei handele es sich um Ungleichbehandlungen, die den Wettbewerb verzerrten und gegen die Grundprinzipien der EU verstießen. Die Vollendung des europäischen Binnenmarktes im Bereich der Besteuerung stehe also noch aus. Das Spannungsfeld, das sich aus dem Festhalten an nationalen Steuerhoheiten, insbesondere bei den Ertragsteuern, und den gemeinschaftlichen, übergeordneten Zielen der Europäischen Union ergibt, bildet den inhaltlichen Rahmen dieses Buches. Der Autor beleuchtet und hinterfragt gegenwärtige Vorstöße zur Harmonisierung der Unternehmenssteuern und wägt die Vor- und Nachteile des Steuerwettbewerbs bzw. der Steuerkoordinierung ab. Dabei greift er auch auf Erfahrungen aus der Schweiz und den USA zurück und analysiert, wie diese Staaten auf Steuergefälle und Senkungswettläufe reagiert haben. Er konstatiert, dass es für den wirtschaftlichen Erfolg jedes EU-Mitgliedstaates förderlich sei, wenn die nationalen Regierungen Harmonisierungsprojekte mittragen, anstatt diese zum Teil zu torpedieren. Folglich sollten die Mitgliedstaaten ihre „‚reaktive Haltung aufgeben und die europäische Steuerrechtsordnung aktiv gestalten, anstatt Harmonisierungsbemühungen der Kommission unter dem Mantel des Einstimmigkeitsprinzips zu torpedieren’“ (218). Eine solche aktivere Rolle setzt jedoch den Willen zur Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes auch im Bereich der Unternehmensbesteuerung voraus. Allerdings bezweifelt der Autor, dass es in Kürze zur Realisierung der vorhandenen Vorschläge kommen wird.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.5 | 3.2 | 3.7 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Thomas Fabian Recker: Direkte Unternehmenssteuern in der Europäischen Union. Marburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32453-direkte-unternehmenssteuern-in-der-europaeischen-union_38721, veröffentlicht am 19.07.2010. Buch-Nr.: 38721 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken