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Claudia von Werlhof

Vom Diesseits der Utopie zum Jenseits der Gewalt. Feministisch-patriarchatskritische Analysen – Blicke in die Zukunft?

Freiburg: Centaurus Verlag 2010 (Frauen, Gesellschaft, Kritik 50); 214 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-8255-0754-1
Die Autorin ist Professorin für Frauenforschung und Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck und gilt als Mitbegründerin der Frauenforschung. Sie beschäftigt sich seit den 70er-Jahren mit dem Zusammenhang von Kapitalismus, Unterentwicklung, Arbeit und Geschlecht. Am Praxisschwerpunkt Entwicklungspolitik der Universität Bielefeld hat sie den sogenannten Bielefelder Ansatz mitentwickelt, später zusammen mit anderen den Ökofeminismus und die feministische Subsistenztheorie begründet. Als Konsequenz aus dieser sozialwissenschaftlichen und feministischen Gesellschaftskritik entwickelte sie in den letzten Jahren eine „interdisziplinäre ‚Kritische Patriarchatstheorie’ [...], die sich in der Lage sieht, ein Meta-Paradigma für sämtliche Wissenschaftsdisziplinen zu werden“ (212). In diesem Band sind Aufsätze aus allen Schaffensphasen der Autorin versammelt, anhand derer die Entwicklung ihrer Theorie nachvollzogen werden kann. Außerdem geht von Werlhof jeweils in Vor- oder Nachbemerkungen auf den Entstehungskontext der Beiträge und auf die heutige Relevanz der damals dargelegten Thesen und Theorien ein. Vielfach zeigt sich, dass sie und ihre damaligen Mitstreiterinnen mit ihren Erkenntnissen und Prognosen richtig lagen, so z. B. mit der These von der „Hausfrauisierung“ der Arbeit. „Damals hat uns niemand geglaubt, heute ist die ‚Hausfrauisierung’ auch beim männlichen Lohnarbeiter des Zentrums angekommen, anstatt dass die Hausfrau in den Rang des männlichen Lohnarbeiters aufgestiegen wäre.“ (10) Außerdem finden sich biografische Informationen, etwa wenn es um die zum Teil erbitterte Auseinandersetzung um die Besetzung der Professur für Frauenforschung an der Universität Bielefeld im Jahr 1986 geht. Von Werlhof bewegt sich mit ihren Ansätzen jenseits des wissenschaftlichen Mainstreams und gilt vielen als zu radikal. Mit dieser Aufsatzsammlung wird ihr Denken nachvollziehbar. Auch wenn man ihr nicht in allen Punkten folgen möchte, bietet der Band Anregungen und überzeugende Argumente dafür, sich jenseits des Gender-Feminismus mit der Zukunft unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.27 | 2.36 | 5.42 | 4.43 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Claudia von Werlhof: Vom Diesseits der Utopie zum Jenseits der Gewalt. Freiburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32246-vom-diesseits-der-utopie-zum-jenseits-der-gewalt_38481, veröffentlicht am 23.06.2010. Buch-Nr.: 38481 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken