Von geheimen Politikmachern und wissenschaftlichen Hoflieferanten. Wissenschaftliches Wissen in der Politikberichterstattung
Diss. Zürich; Gutachter: H. Bonfadelli, O. Jarren. – „Sowohl die steigende Relevanz wissenschaftlichen Wissens für politische Entscheidungsträger als auch ihre Orientierung an (wissenschaftlichen) Informationen aus den Massenmedien ist praktisch unbestritten.“ (13) Vor allem die Schweiz als direkte Demokratie sei auf gut informierte Bürger angewiesen, da das ganze Jahr hindurch über komplexe Abstimmungsthemen entschieden werden müsse. Die Autorin untersucht daher die Schnittmenge zwischen Politik, Wissenschaft und Medien in der Schweiz anhand der wissenschaftlich fundierten Politikberichterstattung. Die Forschungsfrage lautet: „Wie und zu welchem Zweck wird wissenschaftliches Wissen in der Politikberichterstattung verwendet?“ (19) Als Grundlage dienen theoretische Konzepte aus den Disziplinen der wissenschaftlichen Politikberatung, des Wissenschaftsjournalismus sowie der Publizistikwissenschaft und der Politische Kommunikation. Eine Leistung der Arbeit ist die Zusammenführung dieser drei theoretischen Teilbereiche zu einer gemeinsamen Interpretationszone. Den Kern der Untersuchung bilden sechs empirische Fallstudien zu diversen innenpolitischen Schweizer Themen im Zeitraum von 1989 bis 2008, die mithilfe einer Resonanzanalyse sowie quantitativer und qualitativer Inhaltsanalysen untersucht werden. Dabei wurden lediglich Printmedien betrachtet, da diese die wichtigste Rolle bei der Politikberichterstattung einnehmen. Im Ergebnis zeigt sich, dass in den vergangenen 20 Jahren die Relevanz wissenschaftlichen Wissens in der Politikberichterstattung zugenommen hat. Es werden weitgehend bekannte Erkenntnisse bestätigt, die zunächst unspektakulär erscheinen, allerdings einen Trend bestätigen, der zwar immer wieder beschrieben wird, wissenschaftlich aber wenig erforscht ist: So zeigt sich, dass wissenschaftliche Informationen für politische Ziele instrumentalisiert werden. Dazu werden jene Passagen aus den wissenschaftlichen Studien zitiert, die – je nach Interessenlage – entweder für oder gegen ein politisches Ziel stehen. In den Medien wird diese mitunter einseitige Darstellung durch die Politik oft nur unzureichend überprüft.