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Konstanze Senge

Das Neue des Neo-Institutionalismus. Der Neo-Institutionalismus im Kontext der Organisationswissenschaft

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Organisation und Gesellschaft); 191 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-531-16605-6
Der Aufbau des Buches basiert auf zwei Ausgangsthesen: Zum einen zeigt die Autorin, dass die (insbesondere amerikanisch geprägte) Organisationsforschung seit den 60er-Jahren eine stark ökonomische Tendenz aufwies, indem gesellschaftliche gegenüber wirtschaftlichen Faktoren kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden. Zweitens wird argumentiert, dass der Neo-Institutionalismus dieses Manko beheben konnte, indem die Einbettung von Organisationen in einen gesellschaftlich-politischen Kontext wieder hergestellt wurde. In diesem Sinne sei es „das herausragende Verdienst des Neo-Institutionalismus“, für die „Multikontextualität von Organisationen wieder sensibilisiert zu haben“ (171). Dem ist zwar zuzustimmen, allerdings bleibt insgesamt etwas unklar, was das eigentliche Ziel des Buches ist. Für eine Einführung in den Neo-Institutionalismus sind die Ausführungen zu eng angelegt (zumal sich die Autorin nur auf den soziologischen Neo-Institutionalismus sowie den Bereich der Organisationsforschung beschränkt). Für eine eigenständige wissenschaftliche Studie bleibt allerdings die Frage nach dem tatsächlichen Mehrwert. Die theoretischen Entwicklungen werden referiert, am Ende geht die Autorin zudem auf wesentliche Kritikpunkte am Neo-Institutionalismus ein (wie etwa die mangelnde akteurstheoretische Mikrofundierung oder die Vernachlässigung von Kultur), ohne diese allerdings überzeugend widerlegen zu können (zumal dies nicht ihr Anspruch ist). Somit werden insgesamt – und ungewollt – eher die noch vorhandenen Schwächen der diskutierten Ansätze deutlich, etwa wenn darauf verwiesen wird, dass dem Neo-Institutionalismus keine Theorie der Gesellschaft zugrunde liege und dies auch nicht seiner Zielsetzung entspreche, um sogleich zu betonen, dass „im Zentrum […] der Versuch [stehe], die gesellschaftlichen Bedingungen von Organisationen zu ermitteln und in ihrer Wirkungsweise aufzudecken“ (154). Ob und wie Letzteres ohne eine gesellschaftstheoretische Fundierung funktionieren kann, bleibt im Dunkeln. Trotz dieser streckenweisen Unklarheiten und Ungereimtheiten bietet das Buch dennoch eine interessante Einführung zumindest in Teilbereiche der Organisations- und neo-institutionalistischen Forschung.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Konstanze Senge: Das Neue des Neo-Institutionalismus. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32085-das-neue-des-neo-institutionalismus_38268, veröffentlicht am 04.05.2011. Buch-Nr.: 38268 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken