Proto-Politik. Eine Grundlegung
In seiner anspruchsvollen – mitunter nicht leicht verständlichen – philosophischen Grundlegung seines Verständnisses von Politikwissenschaft als daseinsanalytische Staatswissenschaft spricht sich Porsche-Ludwig für die Wiederbelebung der normativen Tradition der Politikwissenschaft aus. Vor dem Hintergrund von Heideggers Wissenschafts- und Technikkritik fragt er nach der „Menschlichkeit des Menschen“ (5), die sich nicht in wissenschaftlichen Kategorien erfassen lässt, was ihn zunächst zu einer umfangreichen Kritik der Psychologie als Wissenschaft bringt. Ähnlich wie Arendt bestimmt er das menschliche Dasein als „Möglichkeit des Daseins“ (102), weshalb auch für ihn der Sinn von Politik stets in der Freiheit liegt, deren Verteidigung das normative Element jeglicher (Proto-)Politikwissenschaft sein soll. Aufschlussreich wird diese gleichermaßen klassische wie unzeitgemäße Position in seinem Kapitel zur Krise der Politikwissenschaft angesichts ihrer diagnostizierten drohenden inneren Erosion im Zeitalter von neuen Bachelor- und Masterstudiengängen bei weiter bestehendem Juristenmonopol: Für den Autor ist diese Krise Ausdruck der Traditions- und Seinsvergessenheit einer szientistisch fehlgeleiteten Politikwissenschaft, die politische Grundbegriffe nicht mehr hinterfragen und ihre normativ-ethische Dimension erfassen kann. Genau hier sollte sie ihre Aufgabe als Politikberatung erkennen, die weniger die Frage nach der Macht technisch klärt, sondern als „vorausspringende Fürsorge“ (141) sittlich-moralisches Handeln des Politikers ermöglicht.