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Christian Bürger

Türkei ante portas – Der Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Implikationen für die Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 569); 149 S.; brosch., 24,80 €; ISBN 978-3-631-58961-8
Bürger untersucht die möglichen Auswirkungen eines Beitritts der Türkei zur EU auf die europäische Außenpolitik und verknüpft damit zwei ihrer wichtigsten Zukunftsthemen. Er analysiert die Folgen für die Strukturen der GASP und die EU-NATO-Beziehungen sowie für die zukünftige EU-Politik im Nahen Osten und Südkaukasus. Als Leitkonzept dient die Gegenüberstellung der außenpolitischen Kulturen. Aufgrund von historischen Erfahrungen, Einstellungen und (realen sowie perzipierten) Bedrohungen bestehen zwar klare Unterschiede zwischen EU und Türkei. Letztere hat als souveränitätsbewusster Nationalstaat einen härteren Sicherheits- und Machtbegriff als die von normativen Ideen geprägte Zivilmacht EU. Dennoch sorgen Europäisierungsprozesse sowie wirtschaftliche Anreize der EU für eine zunehmende Ausrichtung an einem multilateralen Rahmen. Bürger erwartet, dass die Türkei innerhalb der GASP in bestimmten Fragen einen Führungsanspruch erheben würde, die konsensuale Form der EU-Außenpolitik würde aber für eine Einbindung in Kooperationsmechanismen sorgen. Die sicherheitspolitische Fokussierung der Türkei auf die NATO würde seiner Ansicht nach das intergouvernementale und atlantische Lager in der ESVP stärken. Die zukünftigen Beziehungen der EU zur NATO sind nach Bürger von mehreren Variablen bestimmt, die ein konfrontatives wie ein kooperatives Szenario ermöglichen. Besondere Risiken birgt der Zypern-Konflikt. Als Chance wird die Befürwortung eines Türkei-Beitritts durch die USA bewertet, die den transatlantischen Block gestärkt sehen möchte. Mit einem Betritt würden zudem zwei traditionell instabile und energiepolitische Schlüsselregionen – der Nahe Osten und der Südkaukasus – mitsamt ihren Herausforderungen unmittelbare Nachbarn der EU. Bürger sieht hier zusätzlich zu der Bedeutung der Türkei als Energiekorridor die Chance, mithilfe des in der Region erfahrenen Landes neue „Dimensionen außenpolitischer Kapazitäten“ (82) zu entwickeln. Hierzu bedürfe es jedoch eines geostrategischen Konzeptes. Insgesamt bewertet Bürger in seiner differenzierten und gehaltvollen Analyse die Vorteile eines Beitritts höher als die Nachteile.
Christian Haas (CHA)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.6 | 2.63 | 4.22 | 2.61 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Christian Haas, Rezension zu: Christian Bürger: Türkei ante portas – Der Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Frankfurt a. M. u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31672-tuerkei-ante-portas--der-beitritt-der-tuerkei-zur-europaeischen-union_37739, veröffentlicht am 23.02.2010. Buch-Nr.: 37739 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken