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Felix Butzlaff

Katastrophen brauchen Fachleute? Ökologie und Umweltpolitik mit Klaus Töpfer und Matthias Platzeck als politischen Seiteneinsteigern

Marburg: Tectum Verlag 2009; 147 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9904-9
Politikwiss. Magisterarbeit Göttingen. – Anhand der politischen Biografien von Klaus Töpfer und Matthias Platzeck diskutiert der Autor die Vor- und Nachteile politischer Seiteneinsteiger. Zu diesem Zweck wertet er vor allem mittels Inhaltsanalyse Pressetexte aus. Einleitend stellt er fest, dass gerade im Bereich der Umweltpolitik in der Bevölkerung Symptome des Vertrauensverlustes und der Sehnsucht nach fachlich kompetenter Führung auszumachen seien. Die Politik befinde sich in dieser Hinsicht in einem Dilemma: Die im Vergleich langwierigen und mühsamen Parteiaufstiegspfade führten dazu, „dass nicht eben die strahlendsten, fachlich brillierenden Köpfe“ (14) den Beruf auswählten. Jene, die es dennoch täten, verlören auf dem Weg nach oben einen Großteil ihres Vertrauensvorschusses. So seien sowohl Platzeck, infolge seiner Vergangenheit als Dissident, und Töpfer als nötiges umweltpolitisches Aushängeschild gezielt gefördert worden. Dass Töpfer mit zehn Jahren Dienstzeit gar zum langlebigsten Minister in Kohls Kabinett werden konnte, erklärt der Autor mit der Rolle „des eher am Rand der Parteipolitik stehenden Wissenschaftlers“ (69). Als er diese Rolle beim Versuch, Ministerpräsident des Saarlands zu werden, verlassen habe, sei er entsprechend grandios gescheitert. Platzeck konnte hingegen „nur innerhalb seines eigenen Brandenburger Wirkungskreises“ (123) zu einem unangefochtenen Politiker werden. Die pragmatische Art Platzecks wirkte in der Rolle des Parteivorsitzenden „nur mehr fad, uninspiriert und ohne inneren Kompass“ (125). Fachliche und fachlich-moralische Qualitäten der beiden Seiteneinsteiger seien im Sinne von Opportunitätskriterien also durchaus von großer Bedeutung gewesen. Mithin könne gerade die Umweltpolitik ein günstiger Bereich für Seiteneinsteiger sein, da „in der öffentlichen Wahrnehmung umweltpolitische Fachkompetenz oft unabhängiger von politischer Grundrichtung“ (133) erscheine und Seiteneinsteiger auf größere Akzeptanz stießen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.341 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Felix Butzlaff: Katastrophen brauchen Fachleute? Marburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31600-katastrophen-brauchen-fachleute_37637, veröffentlicht am 26.07.2010. Buch-Nr.: 37637 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken