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Werner Goldschmidt / Bettina Lösch / Jörg Reitzig (Hrsg.)

Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Beiträge zur Dialektik der Demokratie

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009 (Philosophie und Geschichte der Wissenschaften 68); 283 S.; brosch., 48,- €; ISBN 978-3-631-59098-0
Die Herausgeber konstatieren eine „allzu große Lücke“ (7) zwischen Idee und Wirklichkeit der Demokratie – nicht nur, weil sich undemokratische Systeme demokratisch nennen, sondern auch durch die Entwicklungen in den Demokratien selbst. Aus dem politischen Interesse an der Bewahrung und weiteren Realisierung der Demokratie wende man sich mit diesem Band deshalb wieder ihren historischen, materiellen und ideellen Voraussetzungen. Die Herausgeber gehen zwar von einem langfristig unaufhaltsamen Demokratisierungsprozess aus, meinen aber, dass dieser „stets auch verteidigt werden muss“ (8). Durch die Zusammenstellung der Beiträge kann der Band durchaus auch als eine Einführung ohne Anspruch auf Vollständigkeit gelesen werden. Im ersten gesellschaftstheoretischen Kapitel wird der Bogen von der Unergiebigkeit des Nihilismus bei Nietzsche und den bei Marx zu suchenden Anknüpfungspunkten (Beitrag von Friedrich Tomberg) zur unzureichenden Kapitalismuskritik in der neueren Soziologie geschlagen – Sennett, Bauman und Castel wird vorgeworfen, in ihren Analysen nicht zum Kern vorzustoßen (Lothar Peter). Das zweite Kapitel ist dem Junghegelianismus gewidmet, u. a. geht es um die geschichtsphilosophischen Gegensätze zwischen Marx auf der einen sowie Stirner und Bauer auf der anderen Seite (Massimiliano Tomba). Im dritten Kapitel stehen die Politische Theorie, Demokratie und Menschenrechte und dabei vor allem Arendt im Mittelpunkt – wobei die Behandlung der Frage, ob sie nun eine Philosophin ist (Corinna Perron) eher müßig erscheint. Interessant dagegen ist die Zusammenführung der Ansätze von Arendt, Abendroth und Bourdieu; Bettina Lösch behandelt dabei die sozialen Voraussetzungen der Demokratie. Im letzten Kapitel geht es um Fragen von Ungleichheit, Partizipation und Geschlechterdemokratie mit aufschlussreichen Überlegungen u. a. zu den sozialen und wirtschaftlichen Komponenten rassistischer Diskriminierung (Wulf D. Hund). Abschließend zeigt Margarete Tjaden-Steinhauer am Geschlechterkonzept, wie die Festlegung auf eine Terminologie soziale Machtverhältnisse auch verschleiern kann.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.42 | 5.41 | 5.33 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Werner Goldschmidt / Bettina Lösch / Jörg Reitzig (Hrsg.): Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Frankfurt a. M. u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30986-freiheit-gleichheit-solidaritaet_36825, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 36825 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken