Schon in der Einleitung wird schnell deutlich, dass der Schriftsteller Wali den Staat Israel nicht – wie in der arabischen Welt mit viel Propagandagetöse üblich – als Feind sieht, sondern die autoritären Regierungen im Nahen Osten. „Der Frieden mit Israel wäre das Ende des Opiumrausches, mit dem die arabischen Herrscher, diese Könige und Militärs, ihre Völker betäuben“, schreibt er. „Die Wirtschaftskrisen, die Verschlechterung des Bildungsniveaus, die Ausbreitung des Islamismus haben mit dem Fehlen von Demokratie und den korrupten Herrscherfamilien, ihrer Prunksucht und ihrer Geringschätzung für ihre Völker zu tun – und nicht mit den arabisch-israelischen Konflikt.“ (20) Wali, der in Basra geboren wurde und 1980 nach dem Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs nach Deutschland flüchtete, erkundet Israel denn auch gar nicht so sehr aus einer arabischen Perspektive, sondern eher unter dem Aspekt, wie dieses jüdische, vor allem aber demokratische Land mit seiner muslimischen Minderheit umgeht – mit jenen Palästinensern, die 1947 im Land geblieben sind. Seine Beobachtungen, die er in diesem Buch schildert, sammelte er auf einer Reise anlässlich der Tagung „Quo vadis, Irak?“, zu der er im Frühjahr 2007 nach Haifa eingeladen war. Wali zeigt sich beeindruckt davon, dass – wie er in Haifa mit eigenen Augen sieht – Demokratie dort nicht die Macht der Mehrheit bedeutet, „sondern die Garantie der Minderheitenrechte“ (40). Das Buch hat den Charakter eines persönlichen Erfahrungsberichts und mag zwar politikwissenschaftlich nicht unbedingt ergiebig sein, ist aber gleichwohl eine informative Lektüre.