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Thomas Olk / Ansgar Klein / Birger Hartnuß (Hrsg.)

Engagementpolitik. Die Entwicklung der Zivilgesellschaft als politische Aufgabe

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Bürgergesellschaft und Demokratie 32); 639 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-531-16232-4
Sieben Jahre nach Erscheinen des Berichts der Enquete‑Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ wird in diesem Sammelband bilanziert, wie weit die Entwicklung der Zivilgesellschaft als politische Aufgabe vorangeschritten ist. Die Herausgeber vertreten die These, dass es zunehmend gerechtfertigt ist, „von Engagementpolitik als einem sich neu konstituierenden Politikfeld zu sprechen“ (11). Darauf aufbauend wird Engagementpolitik sowohl aus politikwissenschaftlicher als auch historischer und soziologischer Perspektive betrachtet. Dabei werden die Entwicklungslinien, Akteure, Instrumente sowie Rahmenbedingungen dieses neuen Politikfelds aufgezeigt. Die Entstehung grundlegender Leitbilder zeichnet Wolfgang Maaser in seinem Beitrag nach und beschreibt, wie sich bürgerschaftliches Engagement aus der „privaten Mitleidskultur des Liberalismus“ (155) zur „politischen Teilhabedimension“ (162) entwickelte. Dabei geht Maaser auf die deutsche Besonderheit eines ausgeprägten obrigkeitsorientierten Staatsverständnisses ein. Als Leitbild einer Reform beleuchtet er das „neosoziale Modell der Aktivierung“ (165), sieht jedoch darin die Gefahr, dass Wohlfahrtverbände zu bloßen Erfüllungsgehilfen degradiert werden. In weiteren Beiträgen beschäftigen sich die Autoren mit Engagementpolitik im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland und im europäischen Vergleich. Die in einzelnen Aufsätzen behandelten Felder der Engagementpolitik umfassen Bildung, Familie, Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Gesundheitswesen sowie Umwelt. Roland Roth untersucht außerdem das Verhältnis von Engagementförderung und Demokratiepolitik. Er wendet sich gegen die deterministische Anschauung, wonach Engagement und Demokratie sich wechselseitig bedingen; vielmehr analysiert Roth „demokratieförderliche Konstellationen“ (613). Engagementpolitik könne dazu beitragen, diese demokratieförderlichen Gestaltungsoptionen in einem Mehrebenenansatz zu erweitern, gleichwohl „Demokratiepolitik sich nicht in Engagementpolitik erschöpfen kann“ (632).
Christian Meyer (CM)
Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Wirtschaft/Politik und ihre Didaktik, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.331 | 2.31 | 2.325 | 2.34 | 2.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Christian Meyer, Rezension zu: Thomas Olk / Ansgar Klein / Birger Hartnuß (Hrsg.): Engagementpolitik. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30454-engagementpolitik_36156, veröffentlicht am 25.01.2010. Buch-Nr.: 36156 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken