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Kari Palonen

The Politics of Limited Times. The Rhetoric of Temporal Judgment in Parliamentary Democracies

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Studies in Political Theory 3); 264 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8329-3804-8
Palonen beschreibt sein Buch als „first programmatic study on the democratisation and parliamentarisation of politics that analyses them in temporal figures“ (14). Die Diagnose von der Zeitlichkeit von Demokratie und Parlamentarismus, also deren im Vergleich zu traditionellen Ordnungen limitiertem zeitlichen Horizont, dient ihm als Grundlage für die Entwicklung einer nach eigenem Bekunden neuen, auf eben jene Zeitlichkeit fokussierenden Konzeptualisierung von Politik und politischem Wandel. Als empirische Fallbeispiele zur Illustration unterschiedlicher Umgangsformen mit dem Faktor Zeit bei der Entwicklung von Parlamentarismus und Demokratie fungieren Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Ideengeschichtlich ist die Arbeit stark von Max Weber beeinflusst. Der Autor entwirft ein idealtypisches Schema verschiedener Modi politischer Zeitlichkeit (lifetime, momentum, time-span, calendar), wobei er dann empirisch vor allem auf die rhetorische Verwendungsweise von Zeitlichkeit abhebt. Der Vorteil des vergleichsweise begrenzten zeitlichen Horizonts liegt, wie der Autor anhand historischer und ideengeschichtlicher Beispiele zu belegen weiß, vor allem in der immer wiederkehrenden Bereitstellung von Chancen und Gelegenheiten zur Veränderung. Damit gelingt es Palonen, der populären Sichtweise von der angeblich „kurzsichtigen“ Politik treffende Argumente für den Wert zeitlicher Begrenztheit entgegenzusetzen. Letztlich, und hier wird der Einfluss Webers besonders deutlich, kulminiert die Abhandlung in der Kernthese, dass Zeitlichkeit als zentrales Wesensmerkmal von Parlamentarismus und Demokratie den bekannten freiheitsfeindlichen und fremdherrschaftsmaximierenden Charakteristiken der Bürokratie und Diktatur entgegenwirkt. Mithin ist das Buch als Fortsetzung und Konkretisierung einer u. a. von Weber inspirierten, normativen Kontingenztheorie zu lesen, für die in Deutschland vor allem Michael Th. Greven steht.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 5.41 | 5.33 | 2.2 | 2.61 | 5.1 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Kari Palonen: The Politics of Limited Times. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30271-the-politics-of-limited-times_35918, veröffentlicht am 10.06.2009. Buch-Nr.: 35918 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken