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Guido Knopp

Stauffenberg. Die wahre Geschichte

Zürich: Pendo Verlag 2008 (edition Guido Knopp); 240 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-86612-188-1
Anhand neuer Dokumente und aus Anlass öffentlicher Debatten um den Valkyrie-Film scheiden die Verfasser Mythos und Wahrheit um den populärsten Verschwörer des 20. Juli 1944. Dessen Weg vom George-Kreis der Jugendzeit und positiver Äußerungen zum Nationalsozialismus zur Zeit der Machtergreifung Hitlers bis zum Bombenattentat im ostpreußischen Führerhauptquartier Wolfsschanze war lang. Gleichwohl denkt er bereits 1939 bei der Zerschlagung des Rests der Tschechei an Umsturz, um einen Krieg zu verhindern. Den letzten Auslöser bilden jedoch Stauffenbergs Erfahrungen des tausendfachen Mordens an der Ostfront 1942. Dabei wird auch deutlich, dass Stauffenberg „kein lupenreiner Demokrat“ (7) war. Vielmehr ging es ihm um das Ende der Tyrannei und den Aufbau eines Staates nach Prinzipien von Recht und Gerechtigkeit, der in der kulturellen Tradition von Goethe, Schiller und Bach steht. Somit wird an der Person Stauffenbergs auch ein in gewisser Weise romantisch unpolitischer Zug nicht verschwiegen. Aber eben nur in gewisser Weise, denn seine Appelle an die „Auffassung von verantwortlichem Soldatentum“ und „seine Ethik des Soldaten“ (119) machen deutlich, dass kulturelle Tradition kein toter Bildungsballast für den Widerständler war, sondern geladen mit Werten in humanistischer Tradition, die zum Handeln auffordern und somit auch politisch Gestalt annehmen. Auch Stauffenbergs konservative Vorstellungen für eine Zeit nach Hitler werden deutlich, wenn konstatiert wird: „Stauffenberg, der stets auf die historischen Verdienste des Adels verwies und vom Gleichheitsgedanken weit entfernt war“ (139). Religiosität und ein elitäres Denken kennzeichnen ihn zudem. Freilich ist Stauffenberg auch nicht der „einsame Verschwörer“ (6), als der er in der Einleitung dargestellt wird. Schließlich wurden in der Folge des Attentats über 200 Mitverschwörer hingerichtet. Knopp ist jedoch zuzustimmen, wenn er festhält, dass der Verschwörer in der identitätsstiftenden Traditionsbildung der Bundesrepublik eine wichtige Rolle spielt: „Wir atmen etwas freier, weil es ihn gegeben hat“ (10).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.312 | 2.3 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Guido Knopp: Stauffenberg. Zürich: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30041-stauffenberg_35610, veröffentlicht am 20.01.2009. Buch-Nr.: 35610 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken