Die Anthologie ist dem Spanischen Bürgerkrieg und dessen Stellung innerhalb der gewalttätigen ideologischen Konfrontationen der dreißiger Jahre in Europa gewidmet. Denn obwohl dieser Bürgerkrieg als Ausdruck jener Konfrontationen schlechthin bezeichnet worden sei, habe die Forschung eine nötige Kontextualisierung bisher vernachlässigt, stellen die Herausgeber fest. Eine internationale Gruppe von Autoren untersucht nun vor allem aus Sicht der Historiker die Rolle des Spanischen Bürgerkriegs in der Entwicklung des Totalen Kriegs. Anhand von Untersuchungsfeldern wie militärischer Gewalt, Kriegserfahrungen oder der Kultur des Kriegs wird in den Analysen deutlich, wie die Grenzen zwischen militärischem und zivilem Sektor schwanden. Sehr differenzierte Ergebnisse erzielt Xosé-Manoel Núñez Seixas in seinem Aufsatz zur Rolle von Patriotismus und Nationalismus für die Mobilisierung in Spanien. Einleitend führt er aus, dass die militärische Mobilisierung auch in Spanien zur Verstärkung der sozialen Kohäsion führte: „we may assume that the Civil War had a (re)nationalizing effect“, Núñez Seixas führt diese Gedanken für die spezielle Situation des Spanischen Bürgerkriegs jedoch noch weiter: „why not assume, that Communists, Republicans, Socialists and even Anarchists came together around a series of national mobilizing myths“ (72). So klassifiziert der Autor diesen Bürgerkrieg als ein Projekt so polarer Entwicklungen wie der Nationalisierung, Rekatholisierung und Retraditionalisierung sowie zugleich als Prozess der Bildung eines demokratischen und revolutionären Bewusstseins. Gabriele Ranzato setzt sich mit jüngsten Forschungsergebnissen zur Natur des Totalen Krieges auseinander. Für ihn sind es weniger die ideologischen Analogien zwischen dem Spanischen Bürgerkrieg und dem Totalen Krieg, die einen Vergleich ermöglichen. Vielmehr sei die strategische Überlegung, den Krieg mit Priorität vor dem Militärischen vor allem auf die Zivilgesellschaft auszudehnen, das entscheidende Verbindungsstück. Für diese Strategie konstatiert der Autor: „the Spanish War was its most important experimental terrain“ (237).