Rechtswiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: S. Kadelbach, G. Frankenberg. – Der Autor zeichnet die Entstehung der europäischen Gerichtsbarkeit und ihre Entwicklung bis zum Europäischen Verfassungsvertrag nach. Zwar hat sich die bedeutende rechtliche und politische Funktion des Europäischen Gerichtshofes erst nach Begründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 herausgebildet, weil die Auslegung des EWG-Vertrages dem Gerichtshof größere Möglichkeiten eröffnet hat. Dennoch sieht Tohidipur die Weichenstellung im Vertrag über die Gründung der Montanunion (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, EGKS) 1951 angelegt, der bereits die Einrichtung des Gerichtshofs vorsah. Deshalb legt er zunächst einen besonderen Schwerpunkt darauf, die Diskussion um die Einführung einer europäischen Gerichtsbarkeit innerhalb der Verhandlungen um den EGKS-Vertrag nachzuzeichnen. Zudem untersucht er die Rolle der europäischen Gerichtsbarkeit auf horizontaler Ebene innerhalb der politischen Struktur und dem Institutionengefüge der Europäischen Union sowie auf vertikaler Ebene im Zusammenspiel mit den Mitgliedstaaten und ihren Gerichten. Der europäischen Rechtsordnung schreibt Tohidipur einen „evolutiven dynamischen Charakter“ (217) zu: Letztlich habe erst die Schaffung einer neuen Rechtsebene, die eine Vorrangstellung gegenüber den nationalen Rechtsordnungen einnimmt, eine Ordnung für die europäische Einigung geschaffen, die über bisherige Formen internationaler Organisationen hinausgeht.