Die Beiträge sind eingereichte, aber nicht vorgetragene Referate für die Jahrestagung der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt von 2006. Insofern umfassen sie eine beachtliche thematische und methodische Bandbreite, deren gemeinsamer Nenner nur schwer gefunden werden kann. Anders als der Titel nahe legt, diskutieren keineswegs alle Autoren normative Leitbilder in der Sozialpolitik, sondern wenden bestimmte in der Forschung diskutierte Ansätze (insbesondere den von Rawls) an. Dass normative Fragestellungen in der Sozialpolitik ein wichtiges Problemfeld darstellen, wird bereits mit dem ersten Aufsatz von Eichhorst, Sesselmeier und Yolluk-Tok veranschaulicht, in dem die geringe Akzeptanz des „Vierten Gesetzes für Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ damit begründet wird, dass die Reform nicht nur ineffizient ausgestattet war, sondern auch kein ausreichendes normatives Leitbild entwickelt hat. Für die Fragestellung des Bandes sind vor allem der aufschlussreiche Artikel von Möhring-Hesse über die theoretischen Probleme des Begriffs der Generationengerechtigkeit, der historische Beitrag von Schwartz über den Wandel (und die Grenzen) der normativen Leitbilder in der Gesundheitspolitik und der das Verhältnis von Normativität und Funktionalismus diskutierende Essay von Lippoth interessant.