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Bernhard Chiari (Hrsg.)

Kaukasus. Hrsg. im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2008 (Wegweiser zur Geschichte); 288 S.; kart., 13,90 €; ISBN 978-3-506-76587-1
Die Georgien-Krise im Sommer 2008 machte erneut deutlich, wie problembeladen diese eurasische Region ist. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Entstehung der unabhängigen Staaten Armenien, Georgien und Aserbaidschan erregte der Kaukasus vor allem als Konfliktherd das öffentliche Interesse. Dieser Band dient der raschen Orientierung über das Gebiet.Er folgt damit der Zielsetzung der Reihe, in der vor allem solche Länder und Regionen vorgestellt werden, in denen die Bundeswehr eingesetzt wird. Primär soll er den deutschen Angehörigen der Beobachtermission UNOMIG, die seit 1994 in Georgien tätig ist, eine „nützliche Ausbildungshilfe“ (8) sein. Im ersten Abschnitt werden in überwiegend chronologischer Form zentrale politische Ereignisse im Kaukasus nachgezeichnet – beginnend in der Antike bis zu den Wahlen 2008 in Georgien. Es sei den Kaukasusrepubliken gelungen, in der Sowjetzeit ein gewisses „Eigenleben“ (12) zu bewahren und ihre Kulturen dem neuen System anzupassen anstatt sie aufzugeben, so Chiari. Auch der politische Hintergrund, die Motive der zentralen Akteure sowie die Eigendynamik der beiden Kriege in Tschetschenien werden beleuchtet. Im zweiten Teil – überschrieben mit „Strukturen und Lebenswelten“ – wird u. a. über die komplizierten ethnischen Verhältnisse und die Bevölkerungsverschiebungen im 20. Jahrhundert informiert. Der Überblick über die Volkswirtschaften und das Vorhandensein von Bodenschätzen verdeutlicht, warum das Gebiet Schauplatz für Verteilungskämpfe war und ist. Auch kulturelle Aspekte finden Berücksichtigung, etwa das Bild vom Kaukasus in der russischen Literatur seit dem frühen 19. Jahrhundert. Die damals entstandenen literarischen Figuren prägen die Wahrnehmung des Kaukasus noch heute. Am Beispiel georgischer und aserbaidschanischer Frauen wird die traditionelle Rollenzuweisung in den patriarchalisch geprägten Gesellschaften gezeigt. In einem weiteren Abschnitt geht es um die alten christlichen Kirchen Georgiens und Armeniens sowie die Rolle und die Ausprägungen des Islams in Aserbaidschan.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 2.62 | 2.2 | 2.23 | 2.25 | 2.27 | 4.41 | 2.312 | 4.3 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Bernhard Chiari (Hrsg.): Kaukasus. Paderborn u. a.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29566-kaukasus_35002, veröffentlicht am 09.12.2008. Buch-Nr.: 35002 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken