Skip to main content
Wladislaw Hedeler / Horst Hennig (Hrsg.)

Schwarze Pyramiden, rote Sklaven. Der Streik in Workuta im Sommer 1953. Eine dokumentierte Chronik. Mit einem Vorwort von Wolfgang Schuller und einem Nachwort von Karl Wilhelm Fricke

Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2007; 289 S.; geb., 32,- €; ISBN 978-3-86583-177-4
Einen wichtigen Anstoß zu diesem Buch habe eine 2005 in Russland erschienene Dokumentation von Archivbeständen über die sowjetischen Straf- und Arbeitslager gegeben, schreibt Schuller. Diese Perspektive der offiziellen Stellen ergänze man um die konkrete Schilderung der Ereignisse im Straflager Workuta. Unterstützt wurde diese Publikation von den Moskauer Archiven und der Menschenrechtsorganisation Memorial. Einleitend werden das Lager und der dortige Alltag vorgestellt. Ende Juli 1953 brach ein Massenstreik aus. Für die ausführliche Chronik der Ereignisse im Hauptteil und die anschließende Dokumentation wurden die Erinnerungsberichte von acht Frauen und sechzehn Männern ausgewertet, die zwischen 1945 und 1955 in Workuta und im Sonderlager Retschlag inhaftiert waren. Sie gehörten zu den ca. 1.500 Deutschen unter den insgesamt mehreren zehntausend Häftlingen, die die Arbeit niederlegten. Sie waren zwischen 1945 und 1954 in der SBZ bzw. DDR verhaftet, verurteilt und verschleppt worden. Es handelte sich vor allem um Menschen, die aus Sicht der kommunistischen Machthaber dem neuen System im Weg standen. Ihr Streik aber, mit dem sie gegen ihre in jeder Hinsicht furchtbare Lage aufmerksam machen wollten (sowohl was ihre Verurteilung und Verschleppung als auch die Lebensumstände im Lager betraf), wurde gewaltsam niedergeschlagen. 53 Menschen starben, darunter zwei Deutsche. Die Einschätzung der Häftlinge, nach Stalins Tod und der Verhaftung Berijas müsse sich ihre Lage verbessern, hatte sich als falsch erwiesen. Die Herausgeber und Autoren ordnen diesen Häftlingsstreik in die sowjetische Systemkrise nach dem Tod Stalins und dem Aufstand am 17. Juni in der DDR ein. Aufgelöst wurde das Lager in Workuta ab 1955 schließlich, weil es unwirtschaftlich war. Die überlebenden Deutschen durften ausreisen, die sowjetischen Häftlinge aber waren angehalten, sich in Workuta anzusiedeln, um als Arbeitskräfte an die Region gebunden zu bleiben.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.62 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Wladislaw Hedeler / Horst Hennig (Hrsg.): Schwarze Pyramiden, rote Sklaven. Leipzig: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28687-schwarze-pyramiden-rote-sklaven_33827, veröffentlicht am 04.04.2008. Buch-Nr.: 33827 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken