Die Europäische Union und die Türkei. Band II: Expansion in den islamischen Raum?
Während im ersten Band (siehe ZPol-Nr. 30352) primär die Außen- und Sicherheitspolitik behandelt wird, geht es in diesem zweiten Sammelband im Schwerpunkt um den möglichen Beitritt der Türkei und sich daraus ergebende geografische, gesellschaftliche, strategische und politische Veränderungen. Die bisherigen Erweiterungen der EU hätten sich „als Erfolgsgeschichte“ erwiesen, so Reinhard Kloucek in seinem Beitrag, und der Union vor allem neue wirtschaftliche Impulse gebracht. Die Perspektive der Mitgliedschaft habe bisher immer dazu beigetragen, „notwendige Reformen hin zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ (131) durchzuführen. Das gelte auch für die Türkei, die, so Oberst a. D. Nikolaus Schmeja, in dem „Krisendreieck Balkan-Kaukasus-Nahost als Stabilitätsfaktor“ (103) wirke. Der Europa-Abgeordnete Elmar Brok kritisiert die Erweiterungspolitik der EU mit ihrem „Erweiterungsmechanismus“; mit ihrer „‚Alles-oder-Nichts-Strategie’“ (280) limitiere die EU sich selbst, wie der Beginn der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei gezeigt habe. Notwendig sei eine dritte Option unterhalb der Vollmitgliedschaft und oberhalb der Nachbarschaftspolitik, die allen Staaten offen stehen sollte, denen eine Beitrittsperspektive versprochen worden sei. „Diese zusätzliche Integrationsstufe könnte die Form eines ‚Europäischen Wirtschaftsraums plus’ (EWR+) annehmen. Die Partnerstaaten könnten künftig, in Anlehnung an den EWR, schrittweise 40 bis 60 % der Gesetzgebung übernehmen. [...] Somit würde eine europäische Perspektive für diese Länder geboten und mit ihr auch der Druck für innere Reformen. Am Ende des Zwischenschritts [könnte] dann der Beitritt als Vollmitglied stehen“ (281). Die Grundlage für die Beiträge des Bandes bildet das Reihenseminar „Europa“ der Bundesarbeitsgemeinschaft studierender Reservisten aus dem Jahr 2004.