Die Wege entstehen im Gehen. Fotografiert von Dieter Brasch
Das Buch ist nach dem Lebensmotto des österreichischen Bundeskanzlers Gusenbauer betitelt. Nach einem Jahr Kanzlerschaft wollen die Autoren zwar kein Resümee seiner politischen Arbeit ziehen, wohl aber eine genaue Standortbestimmung des Kanzlers vornehmen. Sie haben ihn dafür an seinen verschiedenen Aufenthaltsorten – an seinem Kärntner Urlaubsort, in Ybbs an der Donau, in St. Wolfgang, im Waldviertel und im Kanzleramt in Wien – ausführlich befragt. In dem offen geführten Dialog wird die Person Gusenbauers von dem in der österreichischen Öffentlichkeit vorherrschenden Bild befreit. Vorurteile wegen seines Moskauer Bodenkusses, Auseinandersetzungen in der Koalition oder seines Verhältnisses zur Kultur werden dabei entkräftet. Den Autoren gelingt eine Freilegung des Menschen Gusenbauer, dessen Einsatz für gerechte Bildungschancen sich aus seiner Biografie heraus glaubhaft erklärt. Eine besondere Aufmerksamkeit erfährt auch sein – in Österreich wenig bekanntes, sein politisches Denken aber stark prägendes – Engagement für Europa, besonders für den Europarat. Die Autoren charakterisieren Gusenbauer als österreichischen Patrioten, aber auch als überzeugten Europäer und vor allem als „political animal“ (12), bei dem sich alles politisch erklären lässt. So sind auch die scheinbar privaten Gespräche in diesem Buch, das eindrucksvoll bebildert ist, politisch.