In der südafrikanischen Verfassung von 1996 wurden in vorbildlicher Weise Gleichheitsgrundsätze, Frauenrechte und der Schutz vor Gewalt verankert. Dennoch nimmt Südafrika in international vergleichenden Gewaltstatistiken – und insbesondere bei Vergewaltigung und häuslicher Gewalt – einen Spitzenplatz ein. Dies führt die Autorin u. a. darauf zurück, dass sich im Kontext der Apartheid geschlechtsspezifische Gewalt – verstanden als interessengeleitetes Machthandeln – in unterschiedlichen Begründungszusammenhängen legitimiert und manifestiert hat. In ihrer ethnologischen Studie untersucht sie verschiedene geschlechtsspezifische Gewaltformen und deren Wechselwirkungen mit anderen Gewaltformen sowohl im historischen Längsschnitt als auch anhand verschiedener Lebensbereiche. Schäfer analysiert insbesondere die Rolle der Frauen-Rechtsorganisationen bei der Mitgestaltung des gesellschaftlichen und geschlechterbezogenen Wandels. Während der Apartheid waren sie ein Teil der Befreiungsbewegung, wobei die besonderen Problemlagen von Frauen dem Widerstand gegen das rassistische Regime untergeordnet wurden. Aufgrund der historisch bedingten und personellen Nähe zum ANC arbeiten sie heute mit der Regierung zusammen und nehmen eine „ambivalente Rolle zwischen Einbindung in staatliche Leistungen und zivilgesellschaftliche Interessenvertretung“ (325 f.) ein, die von den meisten Organisationen nicht hinterfragt wird. Weitere Strukturprobleme liegen darin begründet, dass die meisten Organisationen weder ihre organisationsinternen Hierarchien noch ihre bislang vorherrschende „einseitige Opferorientierung“ (327) reflektieren. „Die Bedeutung von Frauen-Rechtsorganisationen im Kräftespiel des gesellschaftlichen Wandels in Südafrika wird in Zukunft daran zu messen sein, inwieweit es ihnen gelingt, geschlechtsspezifische Gewalt als Spiegelbilder sozialer Ungleichheiten aufzuarbeiten und grundlegende Gewaltstrukturen zu durchbrechen.“ (331 f.)