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Adrian von Arburg / Włodzimierz Borodziej / Jurij Kostjaschow / Ulla Lachauer / Hans-Dieter Rutsch / Beate Schlanstein / Christian Schulz (Hrsg.)

Als die Deutschen weg waren. Was nach der Vertreibung geschah: Ostpreußen, Schlesien, Sudetenland. Das Buch zur WDR-Fernsehserie

Berlin: Rowohlt 2005; 517 S.; 19,90 €; ISBN 3-87134-505-9
Die leidvollen Erfahrungen der nach Kriegsende aus Schlesien, Ostpreußen und Böhmen Vertriebenen sind nicht nur Teil der deutschen Geschichte. Diese endet auch nicht mit der Ankunft in der Bundesrepublik oder der DDR. Deutsche Minderheiten blieben in der Tschechoslowakei, in Polen und in Russland zurück, wo sie Nachbarn von zum Teil ebenfalls umgesiedelten Tschechen, Polen und Russen wurden. Nach den vorangegangenen Kriegserfahrungen und unter den Bedingungen der neuen diktatorischen sozialistischen Systeme konnte sich kein gleichberechtigtes Miteinander entwickeln, die Deutschen mussten ihre Kultur, ihre Sprache und oft sogar den deutschen Namen aufgeben, um in ihrer Heimat bleiben zu können. Stellvertretend für diese tausendfachen Erfahrungen porträtieren die Autoren die Schicksale Einzelner. Dazu gehört eine bei Kriegsende junge Deutsche, die unter dem erzwungenen Deckmantel einer polnischen Identität in Schlesien bleibt, das Schicksal einer deutschen Böhmin, die heute noch in ihrem Elternhaus wohnt sowie, als parallele Sicht, das Leben eines vertriebenen Ostpreußens und das einer Russin, die in dessen Heimatdorf neu angesiedelt wurde. Diese Biografien werden sinnvoll durch Beiträge von einem russischen, einem polnischen sowie einem auf Tschechien spezialisierten Historiker ergänzt, die jeweils die Entwicklungen und Folgen der Vertreibungen in der regionalen Gesamtschau erläutern. Dazu gehört, dass die beschriebenen Regionen mit der Vertreibung der Deutschen und der Unterdrückung der Verbliebenen einem großen Teil ihrer Geschichte, ihrer Kultur und auch ihres wirtschaftlichen Potenzials verloren. Die neu angesiedelten Tschechen, Polen und Russen hatten zudem oft jahrzehntelang Schwierigkeiten, ihre neue Heimat als eigene zu akzeptieren. Erst nach dem Ende des Kalten Krieges und damit dem Ende der langen Nachkriegszeit scheint es möglich geworden zu sein, dem Schicksal des jeweils anderen Empathie entgegenzubringen und die furchtbaren Folgen eines furchtbaren Krieges aus dem Blickwinkel der individuellen Menschenrechte zu betrachten.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.42 | 4.1 | 2.25 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Adrian von Arburg / Włodzimierz Borodziej / Jurij Kostjaschow / Ulla Lachauer / Hans-Dieter Rutsch / Beate Schlanstein / Christian Schulz (Hrsg.): Als die Deutschen weg waren. Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24737-als-die-deutschen-weg-waren_28584, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28584 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken