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Martin Großheim

Ho Chi Minh. Der geheimnisvolle Revolutionär. Leben und Legende

München: C. H. Beck 2011 (Beck'sche Reihe 1997); 190 S.; 12,95 €; ISBN 978-3-406-62208-3
Der vietnamesische Revolutionär und Politiker Ho Chi Minh verwendete Zeit seines Lebens mehr als hundert verschiedene Pseudonyme, mit denen er sich in der Öffentlichkeit präsentierte. Diese eigene Stilisierung des Geheimnisvollen ist bis heute in der internationalen und nationalen wie auch wissenschaftlichen Perzeption nachlesbar. Während die offizielle kommunistische Parteihistoriografie bis heute das Bild von Ho Chi Minh als revolutionären Heiligen propagiert, wird er in westlichen und exilvietnamesischen Kreisen eher als „Ausbund des Bösen“ (11) wahrgenommen. Seine in vielen Teilen unbekannte Vita konnte erst in den vergangenen Jahren durch die Öffnung von Archiven wie beispielsweise der Komintern wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Doch obwohl die vermeintliche Undurchsichtigkeit seiner Person so beleuchtet werden konnte, sind bis heute viele Leerstellen in der Biografie Ho Chi Minhs vorhanden. Großheim entwirft mithilfe der neu zugänglich gewordenen Quellenbestände ein facettenreiches Porträt, das sich keiner ideologischen Lesart verpflichtet fühlt. Der Autor folgt den Spuren Ho Chi Minhs von seiner Kindheit in Zentralvietnam über die langen Reisen seiner Jugend und auf den steinigen Wegen zur Befreiung vom Kolonialismus bis hin zum Gang ins Präsidentenamt. Im Kontext der verschiedenen Lebensstationen entschlüsselt er die von Ho Chi Minh selbst inszenierte Chiffrierung seiner Biografie. Er verdeutlicht zum einen den Aufstieg und Fall einer politischen Ikone, porträtiert zum anderen aber auch den Privatmenschen. Zudem beschreibt Großheim – bisweilen pathetisch und ein wenig distanzlos – die vermeintliche Tragik eines nationalen Führers, der in den Krisenjahren des Vietnamkriegs aus gesundheitlichen Gründen die Macht verlor und die Geschicke seines Volkes aus der Hand geben musste. Darüber hinaus dokumentiert er, dass – trotz einiger Liberalisierungstendenzen – Ho Chi Minh noch heute ein Tabu-Thema ist und die biografische und ideologische Deutungshoheit weiterhin erfolgreich von der Kommunistischen Partei beansprucht wird.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.1 | 2.68 | 2.22 | 2.25 | 4.1 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Martin Großheim: Ho Chi Minh. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21746-ho-chi-minh_40886, veröffentlicht am 17.11.2011. Buch-Nr.: 40886 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken