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Henrike Viehrig

Militärische Auslandseinsätze. Die Entscheidungen europäischer Staaten zwischen 2000 und 2006

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 210 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-531-17308-5
Politikwiss. Diss. Köln, Gutachter: T. Jäger, I. Schulze-Schneider. – Viehrig fragt, unter welchen Bedingungen sich europäische Staaten an Auslandseinsätzen beteiligen. Sie konzentriert sich auf die sechs Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Polen sowie Spanien und untersucht alle Auslandseinsätze, an denen sich mindestens einer dieser Staaten im Zeitraum zwischen 2000 und 2006 beteiligt hat – insgesamt sind es 14 Einsätze. Zur Erklärung der Beteiligung bzw. Nicht-Beteiligung werden allgemeine und situative Faktoren sowie die strategische Kultur der Staaten herangezogen. Die Autorin greift methodisch auf die Qualitative Komparative Analyse (QCA) zurück, die sich besonders für Untersuchungen mit mittlerer Fallzahl eignet. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen zunächst allgemeine Erklärungsfaktoren, die Konstanten darstellen. Betrachtet werden hier die Wehrform, die Bündniszugehörigkeit und die parlamentarischen Kontrollmechanismen der jeweiligen Staaten. Die situativen Faktoren sind dem jeweiligen Kontext des Auslandseinsatzes geschuldet und umfassen die historische Beziehung zum Zielland, die öffentliche Zustimmung und die aktuellen Beziehungen zur Führungsmacht der Operation. Flankiert wird dieser rationalistische Ansatz mit der strategischen Kultur, einem konstruktivistischen Konzept, bei dem unter anderem gesellschaftlich verwurzelte, außenpolitische Handlungsmuster und Weltbilder berücksichtigt werden. Die Autorin zeigt, dass die strategische Kultur eher den diskursiven Rahmen prägt, in dem über Auslandseinsätze entschieden wird, aber nicht direkt zur Erklärung der Beteiligung oder Nichtbeteiligung an einer Operation herangezogen werden kann. Als wichtige Erklärungsfaktoren für die Beteiligung an einem Auslandseinsatz ergeben sich eine starke Einbindung in Bündnisse, enge Beziehungen zur Führungsmacht des Einsatzes sowie eine historische Bindung zum Zielland. Internationale Faktoren sind also für die Entscheidungen der Staaten bedeutender als innerstaatliche.
Johannes Jüde (JÜ)
Student, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München, Hochschule für Philosophie München.
Rubrizierung: 4.2 | 4.22 | 4.21 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Johannes Jüde, Rezension zu: Henrike Viehrig: Militärische Auslandseinsätze. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21621-militaerische-auslandseinsaetze_38264, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 38264 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken