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Ingo Bode

Disorganisierter Wohlfahrtskapitalismus. Die Reorganisation des Sozialsektors in Deutschland, Frankreich und Großbritannien

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004; 304 S.; brosch., 27,90 €; ISBN 3-531-14173-2
Aus organisationssoziologischer Perspektive wird die Entwicklung der Sozialsektoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien verglichen, wobei insbesondere die veränderten Beziehungsmuster zwischen relevanten Organisationen und ihren Umwelten thematisiert werden. In der Einleitung werden die Ergebnisse der Untersuchung übersichtlich und differenziert zusammengefasst. Das erste Kapitel enthält eine Bestandsaufnahme der Zusammenhänge zwischen ökonomischen Rahmenbedingungen und den Systemen sozialer Daseinsvorsorge sowie eine Darstellung der Strukturen des Sozialsektors in den untersuchten Ländern und des Forschungsstands. Im zweiten Kapitel setzt sich der Autor mit verschiedenen theoretischen Ansätzen zum Verhältnis von (sozialsektoralen) Organisationen und ihrer gesellschaftlichen Umwelt auseinander. Vorgeschlagen wird ein Perspektivwechsel von der Organisation zum Regime. Im empirischen Teil der Studie werden jeweils vier Organisationsfelder untersucht: Krankenkassen und Gesundheitsmanagement, Sozialverbände und Altenhilfe, Wohnungslosenhilfe durch freie Träger und die gemeinnützige Beschäftigungsförderung. Im vierten Kapitel werden die Befunde diskutiert. Abschließend entwickelt der Autor ein Szenario für das zukünftige organisationsgesellschaftliche Arrangement der sozialen Daseinsvorsorge bei veränderten Ressourcen- und Kommunikationsregimes. Länderübergreifend konstatiert Bode einen Wandel vom organisierten zum disorganisierten Wohlfahrtskapitalismus, der gleichsam als Erklärungsmuster für neueste politische Entwicklungen angesehen werden kann: „die ‚Tauschregeln' werden von Vertrauen auf Berechnung umgestellt. Die Umweltbeziehungen der Träger unterliegen damit allgemein stärker marktförmigen Regelstrukturen. [...] Während dezentrale Kompetenzentfaltung bzw. Innovativität potenziell an Bedeutung gewinnen, wird der Sozialsektor aufgrund seiner permanenten Disorganisierung in ganz neuer Weise zu einer Quelle sozialer Ungleichheit" (24).
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 2.262 | 2.342 | 2.61 | 2.22 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Ingo Bode: Disorganisierter Wohlfahrtskapitalismus. Wiesbaden: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20943-disorganisierter-wohlfahrtskapitalismus_24428, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 24428 Rezension drucken