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Samuel P. Huntington

Who Are We? Die Krise der amerikanischen Identität. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm und Ursel Schäfer

Hamburg/Wien: Europa Verlag 2004; 507 S.; geb., 29,90 €; ISBN 3-203-78060-7
Mehr als zehn Jahre nach seiner These eines weltweiten Zusammenpralls der Kulturen befürchtet Huntington in seinem jüngsten Werk einen solchen „Clash“ innerhalb der USA. Von dem amerikanischen Selbstverständnis hänge auch die Rolle der letzten Supermacht in der Welt ab. Er sieht dabei eine kosmopolitische, eine imperiale und eine nationale Möglichkeit, das Verhältnis der Vereinigten Staaten zum Rest der Welt zu gestalten. Durch die starke Zuwanderung aus Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern könnte Amerika zudem ein Land mit zwei Sprachen und zwei Kulturen werden. In seinen Vorstellungen von einer nationalen Identität Amerikas als Rückbesinnung auf alte Traditionen und Werte erscheint Huntington diese Entwicklung als Bedrohung. Dem multikulturalistischen Paradigma stellt er seine Vorstellung einer angloprotestantischen Leitkultur entgegen: „Amerika kann nicht zur Welt werden und weiterhin Amerika bleiben. Andere Völker können nicht Amerikaner werden und weiterhin sie selbst bleiben [... .] Die Alternative zum kosmopolitischen und zum imperialen Weg ist ein Nationalismus, dem es darum geht, die Eigenschaften, die Amerika seit seiner Gründung definiert haben, zu bewahren und zu verstärken“ (455). Die Religiosität unterscheide die USA von den meisten anderen westlichen Ländern. Als mehrheitlich christlich geprägtes Land unterscheide sich Amerika zudem von vielen anderen Ländern. Ähnlich wie Europa ringt auch Amerika gegenwärtig mit der Definition einer gemeinsamen Identität. Huntingtons Werk wird in der zukünftigen Diskussion innerhalb der USA zweifellos eine wichtige Stellung einnehmen. Auch für europäische Leser ist das Buch lesenswert, weil die Frage „Wer sind wir?“ hierzulande ebenfalls vermehrt diskutiert wird und das Buch recht deutlich Unterschiede zwischen europäischen und amerikanischen Denkweisen und Wertvorstellungen aufzeigt.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.64 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Samuel P. Huntington: Who Are We? Hamburg/Wien: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19942-who-are-we_23218, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23218 Rezension drucken