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Hanna Rosin

Das Ende der Männer und der Aufstieg der Frauen. Aus dem Englischen von Heike Schlatterer und Helmut Dierlamm

Berlin: Berlin Verlag 2013; 400 S.; geb., 19,99 €; ISBN 978-3-8270-1132-9
Nach dem langen Kampf für Gleichberechtigung und gegen Geschlechterdiskriminierung seien Frauen heute den Herausforderungen des neuen Kapitalismus besser gewachsen als Männer, schreibt die US‑amerikanische Journalistin Hanna Rosin. Die Gesellschaft befinde sich auf dem Weg vom Patriarchat zum Matriarchat, das 21. Jahrhundert werde weiblich – so die These, die die Autorin bereits 2010 in einem Aufsatz im Magazin „The Atlantic“ vorstellte; dieser löste in den USA eine breite Debatte aus. Diese erweiterte Publikation basiert nun auf einer Auswahl von Statistiken, eigenen qualitativen Interviews, Kulturanalysen und Feldforschungen. Rosin führt aus, dass der Umgang mit Sexualität und das herablassende Machoverhalten der Männer an US‑Colleges die jungen Frauen der Mittel‑ und Oberschicht eher gestärkt habe – angesichts ihrer Erfahrungen gelinge es ihnen eher als den Männern, sich später in der rücksichtslosen Arbeitswelt zu behaupten. Auch Frauen aus schwächeren sozialen Schichten seien, so ihre Beobachtung, vermehrt bereit, sich konsequent zu bilden, Karriere zu machen und sich den schwierigen Herausforderungen ihres sozialen Umfeldes zu stellen. Die Anzahl der typischen Männer‑Jobs sei rückläufig und es seien Beschäftigungsfelder entstanden, bei denen soziale Kompetenzen und Kommunikationsfähigkeiten gefordert seien. Auch kulturelle Veränderungen – wie Vorstellungen von Ehe, Liebe oder Partnerschaften – spielten eine wichtige Rolle. Frauen schafften es viel häufiger, neue Identitäten anzunehmen. Sie entschieden sich zunehmend für ihre eigene Karriere anstatt für eine (frühe) Ehe – Männer hingegen blieben auf der Suche nach sich selbst und würden sich als verwundbar empfinden, kompensierten dies nicht selten mit schlichtem traditionellen männlichen Habitus. Rosin legt eine spannende Zeitdiagnose vor, wendet dabei aber kaum den Blick in Richtung der Frauen, die unter den Bedingungen einer aggressiv‑sexualisierten Welt leiden, noch immer in schlecht bezahlten (Teilzeit‑)Jobs tätig sind oder am Wunsch verzweifeln, ihren Beruf mit klassischen Beziehungen und Elternschaft vereinbaren zu wollen.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.27 | 2.23 | 2.64 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Hanna Rosin: Das Ende der Männer und der Aufstieg der Frauen. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/178-das-ende-der-maenner-und-der-aufstieg-der-frauen_43548, veröffentlicht am 25.04.2013. Buch-Nr.: 43548 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken