„Politische Freiheit ist mehr als Befreiung aus Unfreiheit.“ (9) Dies ist der Grundgedanke des Sammelbandes, der aus Anlass der Emeritierung der Gründerin des Hannah-Arendt-Zentrums an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg herausgegeben wurde. Als erster Satz des Buches stellt er das verbindende Element der interdisziplinären Beiträge von wissenschaftlichen Weggefährten und Freunden Grunenbergs dar. Die ersten beiden Beiträge sind der Freundschaft gewidmet. Für Arendt bedeutete diese im Gegensatz zu einem modernen Verständnis, „dass die Freundschaft nicht intim persönlich ist, sondern politische Ansprüche stellt und auf die Welt bezogen bleibt“ (34). Herausragend ist der Aufsatz von Jerome Kohn über die Bedeutung von Arendts jüdischer Herkunft. Kohn fragt nicht nach ihrer jüdischen Identität, sondern ihrer „jewish experience“, deren Kern er zwischen „wonder“ und „horror“ (247) ausmacht. Erst die gedankliche Verbindung dieser beiden Erfahrungen biete die für Arendts Denken zentrale Möglichkeit eines Neuanfangs. In weiteren Beiträgen behandeln die Autoren nicht nur das Arendt’sche Denken, dem Grunenbergs wissenschaftliches Tätigsein in den vergangenen Jahren galt, sondern darüber hinaus Denker wie Jaspers, Heidegger, Gadamer, Benjamin und Lukács – exotisch wirkt da Thomas Alkemeyers Aufsatz über die Verkörperung imaginierter Gemeinschaften im Sport, der mit einem Zitat von Paul Breitner beginnt. Einen persönlichen Touch verleiht das abgedruckte Radio-Interview, in dem Grunenberg nicht nur auf ihr bisheriges akademisches Leben zurückblickt, sondern auch über den Stand der Herausgabe einer kritischen Edition der bisher unpublizierten Arendt-Schriften berichtet.