Die Rolle der Parlamente in den Präsidialdemokratien Lateinamerikas
In ihrer empirisch orientierten Länderstudie untersucht das Autorenteam, wie die lateinamerikanischen Parlamente zur Demokratiekonsolidierung beitragen können und wie ihre Stellung in den Präsidialdemokratien sowohl in verfassungsrechtlicher Hinsicht als auch realiter zu gewichten ist. Im Hinblick auf die Kompetenzverteilung zwischen Präsident und Parlament erstreckt sich das Ranking vom relativ parlamentarischen Bolivien bis zum präsidentialistischen Chile. Neben verfassungsmäßiger Kompetenzausstattung müssen Krumwiede / Nolte zufolge auch technische Kompetenzen sowie reale politische Macht berücksichtigt werden, da erst dieses "Zusammenspiel [...] Macht oder Ohnmacht der Parlamente gegenüber der Exekutive bestimmt" (176). Die nicht unerhebliche Verhinderungsmacht lateinamerikanischer Parlamente ermögliche zumindest ein Kontrollminimum, womit die Klischeevorstellung eines allmächtigen Präsidenten ad acta gelegt werden könne. Die Autoren dokumentieren, dass Lateinamerikas Parlamente besser sind als ihr Ruf und zur Demokratiekonsolidierung beitragen können, wenn sie ihre drei Hauptfunktionen - Machtkontrolle, Mitregierung, Repräsentation - erfüllen.
Inhaltsübersicht: 1. Die Rolle der lateinamerikanischen Parlamente aus demokratietheoretischer Sicht im Kontext der aktuellen Konsolidierungsdiskussion; 2. Vergleichender Überblick über die verfassungsrechtliche Kompetenzaufteilung zwischen Präsident und Parlament in 11 Ländern Lateinamerikas; 3. Die Strukturierung der Parlamentsarbeit; 4. Faktoren, die die Macht der Parlamente bestimmen; 5. Zur parlamentarischen Repräsentationsproblematik; 6. Legislative und Exekutive im politischen Prozess; 7. Parlamentsberatung; 8. Zur politischen Bedeutung der lateinamerikanischen Parlamente.