Mit diesem Buch wird eine liberale, Popperschen Wissenschaftskriterien verpflichtete Philosophiegeschichte vorgelegt, deren Anspruch sich nicht darauf gründet, daß die Texte von Frauen verfaßt sind, sondern darauf, daß sie gut und wichtig sind. Die Herausgeberin bezieht eindeutig Stellung: "Häufig wird heute - auch im neueren Feminismus - behauptet, die Vernunftgeschichte selbst sei die Ursache für die Unterdrückung der Frauen. Das Gegenteil ist der Fall. Die mangelnde Vernunft oder die mangelhafte Verwirklichung vernünftiger Ideen hat zu allen Zeiten zur Unterdrückung geführt, nicht nur zur Unterdrückung der Frauen." (12) Erkenntnis könne nur durch bessere Erkenntnis kritisiert werden. Diesem Plädoyer für eine geschlechtsunabhängige Vernunft läßt Hagengruber einen historischen Teil folgen, in dem Denken und Lebensumstände von Christine de Pizan, Marie de Jars de Gournay, Margaret Cavendish, Anne Finch Conway, Olympe de Gouges, Mary Wollstonecraft, Emilie du Châtelet, Sophie Germain, Harriett Taylor-Mill, Charlotte Perkins Gilman, Hedwig Conrad-Martius, Edith Stein, Simone Weil, Simone de Beauvoir und Hannah Arendt knapp dargestellt werden. Der Hauptteil umfaßt dann Quellentexte von allen genannten Philosophinnen, deren roter Faden "die Forderung nach konsequenter Anwendung philosophischer Prinzipien" (209) sei. Ein Hauptverdienst des Bandes liegt sicherlich darin, daß er viele bislang nur schlecht zugängliche Texte hier einfach greifbar gemacht hat. Da sich viele dieser Quellen mit Fragen politischer Gleichberechtigung befassen, sind sie in politikwissenschaftlichen Seminaren unmittelbar einsetzbar.