Diss. Bonn; Erstgutachter: H.-P. Schwarz.- Der Autor stellt in seiner Untersuchung zur Außenpolitik Frankreichs das französische Außenministerium in den Mittelpunkt. Im Gegensatz zur Regierung, die im Untersuchungszeitraum achtmal wechselte, blieben die Verhältnisse am Quai d’Orsay mit nur vier Ministerwechseln relativ stabil. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war eine eigenständige französische Außenpolitik nicht mehr möglich. Die Westbindung, also die Allianz mit den USA, wurde zum Diktum, auch wenn der französische Nationalstolz dies nicht immer wahr haben wollte. Zur Westbindung gehörte unbedingt der Ausgleich zwischen Paris und Bonn. Die vom Autor gebotenen Fakten sind vielfach bekannt, aber seine Interpretation ihrer Hintergründe bietet interessante Einblicke in die Entscheidungsfindung französischer Außenpolitik Anfang der fünfziger Jahre. Lohse stellt deutlich heraus, daß das französische Bekenntnis zur deutschen Einheit einem eher taktischen Kalkül entsprang als einer politischen Überzeugung. Die Gründe dafür sind nach Lohses einleuchtender Darstellung allerdings weniger außenpolitischer als vielmehr innenpolitischer Natur: Um die parlamentarischen und außerparlamentarischen Kritiker einer Westintegration zu besänftigen - hier vor allem die der konservativen Parteien -, mußte am Quai d'Orsay zumindest vordergründig nach Alternativkonzepten gesucht werden. Dies führte dazu, auf der einen Seite insgeheim die deutsche Teilung zu wollen, um die eigene und die deutsche Westintegration voranzubringen. Auf der anderen Seite mußte Paris die deutsche Einheit thematisieren, da die Integrationsgegner in einem wiedervereinigten und neutralen Deutschland noch das geringere Übel sahen, als Westdeutschland im Rahmen der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft wiederzubewaffnen.