/ 21.06.2013
Ute Volkmann
Legitime Ungleichheiten. Journalistische Deutungen vom "sozialdemokratischen Konsensus" zum "Neoliberalismus"
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2006; 282 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-531-15170-0Diss. Fachbereich Kultur- und Sozialwiss. FernUniversität Hagen; Gutachter: H. Abels, R. Geißler. – Das „journalistisch konstruierte gesellschaftliche Orientierungswissen über legitime Ungleichheiten“ (14) ist das Thema dieser soziologischen Arbeit. Volkmann nimmt zwei Situationen in der Geschichte der Bundesrepublik in den Blick, in denen Orientierungsunsicherheit darüber herrschte, welche sozialen Ungleichheiten als legitim gelten und welche nicht: Zum einen schaut sie auf das erste Regierungsjahr der sozial-liberalen Koalition (1970), in dem umfangreiche sozialpolitische Reformen initiiert wurden, die auf ein Mehr an Gleichheit der Lebenschancen abzielten. Zum anderen betrachtet sie das Jahr 2000, als sich die regierenden Sozialdemokraten von den Prämissen des „sozialdemokratischen Konsensus“ verabschiedet und in Richtung Neoliberalismus bewegt hätten. Sie analysiert historisch-vergleichend Kommentare aus der FAZ und der Frankfurter Rundschau. Dabei konzentriert sich Volkmann auf zwei zentrale gesellschaftliche Verteilungsprobleme: die Regelung des Erwerbseinkommens und die Verteilung von Chancen und Lasten im Rahmen der Alterssicherung. Sie gelangt zu der Überzeugung, dass das Publikum der FAZ in einer „gänzlich anderen Welt gerechter Verteilungsungleichheiten lebt als das der FR“ und dass die Massenmedien den bestehenden Dissens zwischen den sozialen Gruppen eher verstärken. Somit wirkten sie in gesellschaftlichen Verteilungskonflikten nicht als Schlichter, sondern stachelten die Konfliktparteien noch an, auf ihren jeweils anders gelagerten Gerechtigkeitsstandpunkten zu beharren. „In Ungleichheitsfragen tragen sie also nicht zur Integration, sondern umgekehrt zur Tradierung gesellschaftlicher Spannungslinien bei.“ (267) Die Arbeit bewegt sich im Schnittfeld zweier Soziologien: der Soziologie sozialer Ungleichheit und der Soziologie der Massenmedien.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.333
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ute Volkmann: Legitime Ungleichheiten. Wiesbaden: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27068-legitime-ungleichheiten_31600, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 31600
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