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/ 20.06.2013
Anselm Jappe

Die Abenteuer der Ware. Für eine neue Wertkritik

Münster: Unrast 2005; 253 S.; brosch., 18,- €; ISBN 3-89771-433-7
Eine zentrale, oft missverstandene Basiskategorie des Kapitalismus sei der Wertbegriff, dem Marx wichtige, aber selten rezipierte Analysen gewidmet habe, so Jappe. Er zeichnet die Marx’schen Begriffsbestimmungen anhand einer sorgfältigen, textnahen Auslegung seines Werkes nach: Damit Waren zirkulieren können, müssen an sich inkommensurable Dinge vergleichbar gemacht werden. Dies geschieht über das Konzept des Wertes. Der Wert ist Ausdruck der in dem Produkt inkorporierten Arbeit. Zentral ist hierbei die Trennung von konkreter und abstrakter Arbeit. Nur Letztere, gefasst als Verausgabung von menschlicher Arbeitskraft überhaupt, stelle sich im Wert dar. Dieser Wert kann erst im Warentausch realisiert werden. Während in vorkapitalistischen Gesellschaften die Vergesellschaftung der Arbeit unmittelbar in der konkreten Arbeitsteilung enthalten sei, produziere der kapitalistische Produzent als Privatmann, der auf die tatsächliche Verkäuflichkeit seiner Produkte hoffe, ohne dass diese jedoch garantiert sei. Damit sei der erst im Austausch realisierte Wert das zentrale Medium der Vergesellschaftung, die Gesellschaftlichkeit liege nicht mehr in der Arbeit selbst, sondern gleichsam außerhalb. Eine fundamentale Kritik an den herrschenden Verhältnissen könne nur hier ansetzen. Die Forderung der Linken nach einer gerechteren Verteilung der gesellschaftlichen Werte sei zum Scheitern verurteilt. Auch wenn die Kritik an der totalen Ökonomisierung der Gesellschaft mit den besten Absichten vorgetragen werde, basierten die Reformvorschläge letztlich auf dem System der kapitalistischen Warenwirtschaft und damit dem Wert. Es gelte, eine grundlegend andere gesellschaftliche Lebensweise zu entwickeln, in der nicht der Wert die vorherrschende Vergesellschaftungsform sei. Wie diese allerdings konkret aussehen könnte, lässt der Autor offen. Auch bleibt unklar, warum das kapitalistische System bislang eine solche Verbreitung erfahren konnte – setzt man einmal voraus, dass ein solcher weltweiter Siegeszug nicht ausschließlich auf Zwang beruhen kann.
Silke Becker (BE)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 5.45 Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Anselm Jappe: Die Abenteuer der Ware. Münster: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23684-die-abenteuer-der-ware_27208, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27208 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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