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/ 12.06.2014
Jürgen Ritsert

Wert. Warum uns etwas lieb und teuer ist

Wiesbaden: Springer VS 2013; VIII, 116 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-658-02193-1
Jürgen Ritsert, bis zum Jahr 2000 Professor für Soziologie an der Goethe‑Universität in Frankfurt, legt mit dieser kurzen Studie ein Kompendium vor, das relevante Antworten auf die Frage vorstellt und diskutiert, „wie weit der Einfluss von Werten auf ‚die‘ Wissenschaft reichen könnte, ohne dass sofort irgendeine Form des Irrtums, der Verfälschung oder der Ideologie das Resultat sein müsste“ (62). Dabei dient ihm Webers Wissenschaftslehre als Ausgangs‑ und Schlusspunkt der Überlegungen. Bekanntlich bewegte sich Webers Position zwischen dem Wertfreiheitspostulat als Grundlage wissenschaftlicher Objektivität einerseits und andererseits der Einsicht, dass die Arbeit der Wissenschaften nicht unabhängig von gesellschaftlich geltenden Wertideen zu verstehen sei. Um die mit dem Wertbegriff verbundenen Schwierigkeiten zu verdeutlichen, geht Ritsert zunächst auf problematische Implikationen der an Hume anschließenden strikten Trennung von Tatsachenaussagen und Werturteilen ein, stellt dann die Arbeitswerttheorie von Marx und die neoklassische Werttheorie als gegensätzliche Modelle vor – wobei wenig überraschend die utilitaristische Konzeption mit ihrer Fixierung auf Effizienzkriterien schlechter abschneidet – und rekapituliert anschließend wesentliche Einwände gegen die Dichotomiethese unter anderem von Putnam und Sayers. Differenziertere Bestimmungen des Wertbezugs von Wissenschaft entwickelt er unter Rückgriff auf die Phänomenologie (Husserl, Schütz), Habermas‘ frühen Aufsatz über Erkenntnis und Interesse sowie wissenschaftssoziologische Studien der Edinburgh School. Der Band schließt mit der Skizze eines wissenssoziologischen Kreislaufmodells, das Wertvorstellungen eine entscheidende Rolle in der Vermittlung von Gesellschaft und Wissenschaft zuspricht; das können kulturbedeutsame Wertideen (Weber), übergreifende Systemprobleme (Marx; Simmel) oder gattungsgeschichtliche Erkenntnisinteressen (Habermas) sein.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.425.465.2 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Jürgen Ritsert: Wert. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37168-wert_44544, veröffentlicht am 12.06.2014. Buch-Nr.: 44544 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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