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/ 11.06.2013
Rainer Zoll

Was ist Solidarität heute?

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2000 (edition suhrkamp 2164); 214 S.; kart., 10,17 €; ISBN 3-518-12164-2
Ausgangspunkt der Überlegungen des Bremer Soziologen ist die von ihm konstatierte Krise der alten, klassischen Solidaritätsformen. Diese seien "eine Beziehung zwischen Gleichen und/oder eine soziale Bindung in einer Gemeinschaft" (9) gewesen. Da sich diese Gemeinschaften differenziert haben, habe mit wachsenden Unterschieden die Solidarität abgenommen. Heute komme es darauf an, Solidarität mit Fremden, über die Gruppengrenzen hinweg zu üben. Dies geht nicht über eine Leugnung der sich entwickelnden Differenzen, sondern über die bewusste Anerkennung des Fremden. So will Zoll den Weg über drei klassische Dimensionen der Solidarität, nämlich soziale Solidarität, Arbeitersolidarität und soziale Kohäsion, von einem mechanischen zu einem organischen Solidaritätsverständnis gehen (168). Dies ist mit Pluralisierung und Individualisierung durchaus vereinbar. Der Band gipfelt in einer Aufforderung: "Wir müssen nicht nur hinter dem verallgemeinerten Anderen den konkreten Menschen entdecken, sondern im konkreten Anderen jeweils auch den allgemeinen Anderen sehen. 'Organische' Solidarität kann nun mit feministischer Hilfe neu definiert werden als Solidarität, die in einer ganzheitlichen Sicht konkrete Differenz und abstrakte Gleichheit zu ihrer Grundlage hat; sie sieht den konkreten und den verallgemeinerten Anderen in einer Person und vereinigt Gerechtigkeit und Fürsorge, Rechte-Haben und Verantwortung." (200)
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.422.262 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Rainer Zoll: Was ist Solidarität heute? Frankfurt a. M.: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12007-was-ist-solidaritaet-heute_14327, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14327 Rezension drucken
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