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Nadia Mazouz
Was ist gerecht? Was ist gut? Eine deliberative Theorie des Gerechten und Guten
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2012; 459 S.; geb., 45,- €; ISBN 978-3-942393-36-2Nadia Mazouz setzt sich intensiv mit den deliberativen Theorien der Gerechtigkeit von John Rawls, Thomas M. Scanlon und Jürgen Habermas auseinander. Hierbei legt die Autorin neben den grundlegenden Gemeinsamkeiten auch die wesentlichen Unterschiede der drei Theoretiker offen. Angefangen bei der Verbindung zwischen den die Gerechtigkeit konstituierenden Überlegungen (individuell versus diskursiv) bis hin zur Integration des Guten in das Gerechte werden diese detailliert analysiert. Bei Rawls spezifiziere das Gute das Gerechte (Komplementaritätsmodell), bei Habermas werde das Gute in das Gerechte integriert (Integrationsmodell) und bei Scanlon könne das Gute nicht zur inhaltlichen Bestimmung des Gerechten genutzt werden (offenes Komplementaritätsmodell). Entscheidend sei jedoch, dass keiner der drei eine deliberative Auslegung des Guten vornehme. „Das Gute wird von allen Autoren epistemisch‑normativ bestimmt, als Titel für bestimmte Arten der Überzeugung oder der Bewertung.“(140) Eine vollständig deliberative Theorie der Gerechtigkeit müsse jedoch auf externe theoriestrategische und normative Vorgaben verzichten. Sie „arbeitet mit einem dreistelligen Begriff der Gerechtigkeit, einem Betroffenen‑Adressaten‑Autoren‑Begriff“ (369). Mazouz entwickelt nun ihrerseits ein deliberatives Verständnis des Verhältnisses zwischen dem Gerechten und dem Guten und fasst dieses im Perspektivenmodell zusammen. „Die gleichursprüngliche Ausdifferenzierung des Gerechten und Guten ist, so die These, die Ausdifferenzierung in das Überlegen mit und gegenüber anderen unter den Titel des Gerechten und in das Überlegen, das nicht mit und gegenüber anderen zu vollziehen ist, unter dem Titel des Guten.“ (401) – Eine solcherart definierte Theorie läuft unmittelbar Gefahr, die Grenze zur Beliebigkeit zu überschreiten. Hier hätte eine deutlichere Abgrenzung zu utilitaristischen, aber auch relativistischen Ansätzen gut getan.
Thorsten Schumacher (THS)
M. A. (Politikwissenschaft, Philosophie, Öffentliches Recht), Referent im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
Rubrizierung: 5.42
Empfohlene Zitierweise: Thorsten Schumacher, Rezension zu: Nadia Mazouz: Was ist gerecht? Was ist gut? Weilerswist: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35876-was-ist-gerecht-was-ist-gut_42485, veröffentlicht am 27.06.2013.
Buch-Nr.: 42485
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M. A. (Politikwissenschaft, Philosophie, Öffentliches Recht), Referent im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
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