/ 22.06.2013
Kathrin Hämmerle / Peter Plaikner (Hrsg.)
Vorarlberger Jahrbuch für Politik 2009/2010
Wien: facultas.wuv 2010; 251 S.; brosch., 26,- €; ISBN 978-3-7089-0447-4Die Autoren werfen einen differenzierten Blick auf die politischen Strukturen ihrer Heimat, das österreichische Bundesland Vorarlberg. Politik definieren sie als den Versuch, „jenes Gemeinwohl zu schaffen und zu regeln, das trotz dieses antiquiert wirkenden Ausdrucks unsere Endstation Sehnsucht sein muss“ (10). Peter Filzmaier und Flooh Perlot gehen auf die den Wahlkampf dominierenden Themen bei der Vorarlberger Landtagswahl des Jahres 2009 ein. So lieferten sich SPÖ und ÖVP ein populistisches Rennen um die Familienpolitik. Ausgehend von der Forderung des FPÖ-Chefs Dieter Egger nach einem „echten Elterngeld“ (40) und Plänen zur Ausweitung des Familienzuschusses seitens der ÖVP, startete die SPÖ ein Hilfsprojekt und zahlte aus der Parteikasse 10.000 Euro für Nachhilfestunden. Als Antwort kündigte ÖVP-Schullandesrat Siegi Stemer eine Intensivierung der Lernförderung an Schulen und eine Erstattung eines Teils der Nachhilfekosten bei anerkannten Instituten an. Den krönenden Abschluss der familienpolitischen Debatte habe die Forderung der FPÖ nach einer Meldepflicht für Abtreibungen gebildet, was auch Dieter Egger begrüßt habe. Er habe sich darüber hinaus auch gegen ein Angebot zur Abtreibung in den Landeskrankenhäusern ausgesprochen. Geleitet von dem Wunsch, Außenstehenden ein besseres Verständnis der Vorarlberger Mentalität zu ermöglichen, beschreibt Johannes Huber die Einstellung seiner Landsleute zu den anderen Landesteilen Österreichs. So betrachteten sich die Vorarlberger, obwohl zugehörig zu Österreich, nicht als „Land“ oder „Teil eines Gesamtstaates“, sondern als „Staat“ (153). Wien sei für die Vorarlberger nicht nur weit weg, sondern ihnen aufgrund ihrer noch aus der Zeit der österreichischen Monarchie stammenden Einstellungen sogar befremdlich. Auch die politische Kultur des Bundeslandes habe einen ganz eigenen Charakter, gesellschaftliche Privilegien für Politiker seien auf dem Vorarlberg undenkbar. Politiker würden vielmehr als Mitbürger betrachtet, die im Dienste aller tätig seien. Ein Dienstwagen sei das Äußerste, was man ihnen zubillige.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.4 | 2.22 | 2.61 | 2.21 | 2.263
Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Kathrin Hämmerle / Peter Plaikner (Hrsg.): Vorarlberger Jahrbuch für Politik 2009/2010 Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31943-vorarlberger-jahrbuch-fuer-politik-20092010_38093, veröffentlicht am 15.12.2011.
Buch-Nr.: 38093
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