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/ 04.06.2013
Karl Heinz Jahnke

Sie haben nie aufgegeben. Ettie und Peter Gingold - Widerstand in Frankreich und Deutschland. Vorwort: Pierre Kaldor

Bonn: Pahl-Rugenstein Nachfolger 1998; 251 S.; 36,- DM; ISBN 3-89144-255-6
Aus Anlaß des 85. Geburtstages Ettie Gingolds wurde das Buch verfaßt. Es gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil wird das Leben des jüdischen Ehepaares skizziert, das sich 1936 in Paris kennenlernte und in der Résistance mitarbeitete. Peter wird zwar 1943 verhaftet und gefoltert, doch gelingt ihm die Flucht aus der Haft. 1946 lassen sich die Gingolds in Deutschland nieder, wo sie sich seither bis heute aktiv am politischen Geschehen beteiligen. Sie setzten sich u. a. gegen eine Remilitarisierung der Bundesrepublik ein, kämpften gegen Berufsverbote, von dem ihre zweite Tochter Silvia als Lehrerin betroffen war, engagierten sich in der Friedensbewegung und in der antifaschistischen Bewegung, arbeiten noch immer im VVN (Verein der Verfolgten des Naziregimes)/Bund der Antifaschisten und im Auschwitz-Komitee mit. Obwohl Peter bereits 1953 durch die französische Regierung die "Medaille de la Libération" verliehen wurde, verweigerte der damalige bundesrepublikanische Innenminister Genscher der Familie 1972 die Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft aufgrund ihrer Mitgliedschaft und Aktivitäten in der inzwischen verbotenen Kommunistischen Partei Deutschlands, was zu heftiger öffentlicher Kritik führte. Nach langen juristischen und politischen Auseinandersetzungen wurde ihnen 1974 die Staatsbürgerschaft der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Erst 1991 erhielt Peter die erste bundesrepublikanische Ehrung für seine Teilnahme am antifaschistischen Widerstand durch den Frankfurter Oberbürgermeister von Schoeler. Die Familie hat dem Autor, der einen flüssig geschriebenen Text präsentiert, zahlreiche Fotos aus ihrem Privatarchiv zur Verfügung gestellt und eine Reihe von Gesprächen mit ihm geführt. Im zweiten Teil des Buches sind von den Gingolds verfaßte Texte abgedruckt, die größtenteils aus den 80er und 90er Jahren stammen. Das Ehepaar, über das schon mehrere Publikationen vorliegen, wurde 1996 von einer Vertreterin der von Steven Spielberg nach dem Film "Schindlers Liste" gegründeten Stiftung "Survivors of the Shoah", deren Ziel es ist, Interviews mit Holocaust-Überlebenden zu führen, über ihre Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges befragt.
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.32.3122.313 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Karl Heinz Jahnke: Sie haben nie aufgegeben. Bonn: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/6369-sie-haben-nie-aufgegeben_8664, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 8664 Rezension drucken
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